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Japans Regierung stellt die K-Frage

Eine Frau auf dem Kaiserthron? Heute beginnt eine von Premier Koizumi bestellte Kommission ihre Beratungen

TOKIO taz ■ Im November hat die japanische Regierungspartei LDP die Diskussion um die weibliche Thronfolge neu lanciert: mit einem Vorschlag für eine Gesetzesänderung, die Frauen den Gang auf den Chrysanthementhron ebnen würde. Die LDP dürfte sich weniger aus emanzipatorischem Antrieb zu diesem Schritt entschlossen haben denn aus purer Not: Konservative Kreise fürchten den Untergang einer 2.600 Jahre alten Dynastie. Denn sie hat in den letzten 35 Jahren neun Kinder hervorgebracht, die alle weiblich sind.

Die 40-jährige Kronprinzessin Masako hat Kronprinz Naruhito eine Tochter geboren, die heute dreijährige Aiko. Die Kronprinzessin, eine ehemalige Karrierediplomatin mit Harvard-Abschluss, soll auch deswegen unter Depressionen leiden, weil sie unter dem Druck der Hofschranzen steht, unbedingt einen Sohn auf die Welt zu bringen. Das kaiserliche Haushaltsgesetz von 1947 schließt Frauen von der Thronfolge aus.

Heute nehmen deshalb zehn Persönlichkeiten Beratungen über eine Gesetzesänderung auf. Sie sollen bis im Herbst 2005 Premierminister Junichiro Koizumi Bericht erstatten. Im Ausschuss sitzen unter anderem die frühere UNO-Flüchtlingskommissarin Sadako Ogata, der Präsident des einflussreichen Industrieverbandes Keidanren, Hiroshi Okuda, und der Präsident der Universität von Tokio, Takeshi Sasaki. Die konservative Tageszeitung Yomiuri veröffentlichte vergangene Woche eine Umfrage, wonach 80 Prozent der japanischen Bevölkerung sich eine Kaiserin vorstellen kann. Eine Gesetzesänderung unterstützt neben den Regierungsparteien LDP und Neue Komeito auch die Opposition.

Neben der Frage der Thronfolge wird sich das Gremium noch einer anderen Form von Ungleichbehandlung von Frauen und Männern im Adelsstand widmen müssen. Heiratet eine Angehörige des Kaiserhauses einen Bürgerlichen, verliert sie Titel und die damit verbundenen Privilegien. Prinzen hingegen bleiben bei einer Vermählung mit einer Bürgerlichen Prinzen. Nun warnen Hüter des Staatshaushaltes: Eine Gleichstellung von Prinzessinnen und Prinzen hätte verheerende Auswirkungen für die Staatsfinanzen. Der Bedarf an imperialen Residenzen würde stark ansteigen. Prinzessin Nori beispielsweise, die in diesem Jahr einen Beamten der Stadtverwaltung Tokio ehelicht, wird budgetschonend in den bürgerlichen Stand abtauchen. Gleichstellung sei ohnehin ein Konzept aus der bürgerlichen Welt, betonen rechte Traditionshüter. Solche Maßstäbe könnten nicht auf die kaiserliche Familie übertragen werden.

Wie lange es dauert, bis eine Gesetzesänderung beschlossen wird, ist ungewiss. Vorstöße für eine Thronfolgerin gab es schon 1946 und 1992. Sollte die dreijährige Prinzessin Aiko dereinst den Thron besteigen, wäre sie nicht die erste Frau. Japan hatte bereits acht Kaiserinnen, die letzte vor 200 Jahren. MARCO KAUFFMANN

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