: Alles Käse in Nordrhein-Westfalen
Das Landwirtschaftsministerium will die heimische Produktion von Käse stärken und fördert dazu den Zusammenschluss von Bauern in der Region. Regionale Spezialitäten sollen auch dem ländlichen Tourismus auf die Sprünge helfen
VON ULLA JASPER
Wer über die Exportschlager Nordrhein-Westfalens nachdenkt, dem fallen zuallererst wohl Stahl und Kohle und vielleicht noch Fußball ein. An Käse denkt man für gewöhnlich weniger. Doch das soll sich jetzt ändern: Als drittgrößtes Milchland bieten über 100 nordrhein-westfälische Bauernhöfe Käsespezialitäten aus eigener Herstellung an. 14 von ihnen haben sich nun mit Unterstützung des Düsseldorfer Landwirtschaftsministeriums zusammengeschlossen und die „Käseroute NRW“ initiiert.
Entlang dieser Route können Hofkäsereien besucht und regionale Spezialitäten wie Bergischer Bauernkäse oder Tecklenburger Hosenknöpfe probiert werden. Sie knüpfen damit an die fast 200-jährige Tradition der Käseherstellung in Nordrhein-Westfalen an. „Ich bin sicher, dass diesen 14 Betrieben weitere Käsereien folgen werden und die Käseroute NRW in Zukunft stetig wächst“, so Landwirtschaftsministerin Bärbel Höhn (Grüne).
Ziel des Projekts, an dem sich auch die Landwirtschaftskammer NRW sowie die NRW Tourismus beteiligen, ist die Stärkung des ländlichen Raums. Auch die Agrar-Marketing Gesellschaft CMA unterstützt den Verbund und stellt Finanzmittel bereit, um die Möglichkeiten der Direktvermarktung in einer Studie zu untersuchen. Ministerin Höhn betonte bei der Vorstellung der Käseroute, dass die Route dazu beitragen solle, mehr Interesse an den Facetten des landwirtschaftlichen Raumes zu wecken: „Die Betriebe haben neben ihren leckeren Spezialitäten noch mehr zu bieten. Viele haben Hofläden oder ein Hofcafé, verfügen über einen Streichelzoo und nehmen Feriengäste auf.“
Zudem erhofft sich die Landesregierung, dass auch die Gäste der Fussballweltmeisterschaft 2006 einen Schub für traditionelle, regionale Produkte bedeuten kann: „Wenn wir im nächsten Jahr zur Fußballweltmeisterschaft Gäste aus der ganzen Welt empfangen, dann wollen wir sie mit regionalen Spezialitäten verwöhnen.“ Die Käseroute sei ein gutes Instrument, um diese Produkte bekannter zu machen und für sie zu werben.
Auch Robert Datzer, Geschäftsführer des Nordrhein-Westfalen Tourismus, erhofft sich von der Initiative neue Impulse für den ländlichen Tourismus: „Mit der Käseroute verbindet sich auf attraktive Weise das Erleben kulinarischer Spezialitäten mit der landschaftlichen und kulturellen Vielfalt des Landes.“ Allerdings, das muss auch Datzer einräumen, liegen die beteiligten Bauernhöfe weit von einander entfernt – zwischen Bergischem Land, Niederrhein, Münsterland und Teutoburger Wald. Eine richtige Route ist für Touristen und interessierte nordrhein-westfälische Bürger deshalb nur schwer zu erkennen. Auch lässt sich kaum abschätzen, welche wirtschaftlichen Gewinne für die Käseproduzenten aus dem neuen Zusammenschluss tatsächlich entstehen werden. Die Umweltministerin ist dennoch zuversichtlich: „Das Potenzial ist da, denn allein der deutsche Pro-Kopf-Verbrauch von Käse erreichte im letzten Jahr mit 22 Kilo einen neuen Höchststand.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen