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Ein Wettstreiter, kein Kämpfer

Ernest Hammerschmidt ist seit November 2004 Geschäftsführer beim Aktionsbündnis gegen Studiengebühren. Nach dem Karlsruher Gebühren-Urteil hat der 23-jährige Informatik-Studierende viel zu tun. Hobbys kommen da oft zu kurz

Früher hat Ernest Hammerschmidt seine Gegner aufs Kreuz gelegt. Zwei, drei Griffe, ein Wurf, und der Kontrahent lag am Boden. Heute aber hat der Geschäftsführer des Aktionsbündnisses gegen Studiengebühren (ABS) für sein Judo-Training nur noch wenig Zeit. Hammerschmidt ist viel unterwegs. Drei bis vier Tage die Woche kämpft er jetzt nicht mehr körperlich, sondern rhetorisch. Genauer gesagt: Er ringt um ein barrierefreies Studium, zugänglich für jeden: ob arm oder reich, ob Arbeiter- oder Akademiker-Kind.

Wobei: Kämpfen ist bei dem 23-Jährigen eigentlich das falsche Wort. Er mag es selber nicht. Lieber nennt er seine Anstrengungen, Studiengebühren zu verhindern, einen „Wettstreit“. Und wie bei allem, was er sagt, erkennt man dann den Denker: Hammerschmidt fightet nicht unüberlegt, ist kein lauthalsiger Sprücheklopfer. Eher ähnelt er einem Schachspieler, der schon etliche Züge voraus denkt. Oder einem Politiker, wenn er über seine Arbeit so spröde anmutende Sätze sagt wie: „Das ist der Versuch der Durchsetzung einer politischen Forderung.“

Sowieso begreift Hammerschmidt das, was er macht, als politisches Handeln. Was ihm auch nicht fremd ist: Der Aachener Informatik-Studierende im neunten Semester ist schon länger in der Hochschul-Politik aktiv. Bevor er im November vergangenen Jahres gemeinsam mit Sascha Vogt zum Geschäftsführer des ABS ernannt wurde, engagierte sich der Informatiker im AStA der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) in Aachen. Dort war er Finanzreferent, beschäftigte sich mit Studiengebühren und so genannten Neuen Steuerungsmodellen. Dann, im Jahr 2002, als die Studierenden wegen drohender Studiengebühren in den Streik zogen, machte er die Presse-Arbeit und wurde schließlich Koordinator des Landes-ASten-Treffens, dem Zusammenschluss der Allgemeinen Studierenden-Ausschüsse in NRW.

Obschon Hammerschmidt also seit Jahren mit Zahlen jongliert, seit Jahren die Politiker vergeblich davon zu überzeugen sucht, dass Studiengebühren „nicht sozialverträglich“ sind: Überdrüssig ist er dessen noch lange nicht. Auch findet er nicht, dass der Streit um dieses Thema einem Kampf gegen Windmühlen gleiche: „Das ist Politik“, kalkuliert er: „Da gewinnt mal die eine, mal die andere Seite.“

Momentan aber sind Hammerschmidt und seine Mitstreiter eher nicht die Gewinner. Oder zurück zum Judo: Die Studierendenschaft liegt mit einer Schulter am Boden, seit die Karlsruher Richter vergangene Woche Studiengebühren ermöglichten und einzelne Bundesländer nun zur Kasse bitten wollen. Was für Hammerschmidt aber nur eine neue Herausforderung bedeutet. Und jede Menge Arbeit. Am Donnerstag schon wird er wieder auf der Straße stehen, demonstrieren – und erneut ein bisschen von seinem Privatleben opfern. BORIS R. ROSENKRANZ

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