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Banges Warten auf Hoyzer-Enthüllungen

Nach Haftbefehlen im Schiedsrichterskandal: Staatsanwaltschaft schweigt, DFB rätselt, Hertha ist empört

BERLIN taz ■ Das Schweigen der Berliner Staatsanwaltschaft nach der Vernehmung des Schiedsrichters Robert Hoyzer, der die Manipulation von mehreren Fußballspielen zugegeben hat, und der Verhaftung dreier Personen in Berlin, die als Drahtzieher der Sache verdächtigt werden, ließ am Wochenende die Spekulationen munter ins Kraut schießen.

Gestern gab der Deutsche Fußball-Bund (DFB) bekannt, das der Schiedsrichterausschuss-Vorsitzende Volker Roth den Referee Jürgen Jansen, der die gestrige Bundesligapartie Werder Bremen–Hansa Rostock leiten sollte, durch Lutz Wagner ersetzt habe. „Rein vorsorglich“ sei diese Maßnahme getroffen worden, hieß es beim DFB, es bestehe „kein Tatverdacht“ gegen den 45-jährigen Jansen. Es seien lediglich Hinweise eingegangen, in denen der Name des Schiedsrichters vorkomme. Die Maßnahme sei „zum Schutz“ Jansens getroffen worden, so Roth. Ansonsten tappt der DFB ebenso im Dunkeln wie die Öffentlichkeit; bis gestern hatte er keine Ergebnisse der bisherigen Berliner Ermittlungen vorliegen, die der als „Panzerkreuzer“ berüchtigte Generalstaatsanwalt Hansjürgen Karge an sich gezogen hat (siehe Porträt auf Seite 12). Der Fußballverband hofft, dass er heute über die Lage der Dinge informiert wird.

Derweil sorgte in Berlin ein Bericht des Magazins Focus für Aufregung, in dem die Spieler Josip Simunic, Alexander Madlung und Nando Rafael von Hertha BSC als Besucher des Café King in Berlin genannt werden, dessen kroatischer Besitzer als Komplize von Robert Hoyzer bei den Wettbetrügereien gilt. Das Lokal war am Freitag kurz nach Hoyzers Aussage bei der Staatsanwaltschaft durchsucht worden, bei dem 39-jährigen Betreiber und zweien seiner Brüder soll es sich um jene Personen handeln, die festgenommen wurden und gegen die am Samstag Haftbefehl wegen gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs erlassen wurde. Ein weiterer Festgenommener ist freigelassen worden.

Hertha BSC verwahrte sich heftig gegen die Konstruktion einer Verbindung von Lokalbesuch und Wettbetrug seitens des Focus. Dieser hatte über verdächtige Wetten beim Pokalspiel der Hertha bei Eintracht Braunschweig berichtet, welches die Gastgeber durch ein Eigentor von Madlung mit 3:2 gewonnen hatten. Der Bruder des Wirts vom Café King habe gegenüber dem Magazin erklärt, er hätte bei diesem Spiel mindestens 90.000 Euro gewonnen.

Die drei genannten Hertha-Spieler legten eidesstattliche Erklärungen vor, in denen sie jegliche Beteiligung an illegalen Aktivitäten bestreiten. Simunic und Madlung hätten vor ein oder eineinhalb Jahren sporadisch im Café King verkehrt, Nando Rafael könne sich gar nicht vorstellen, dort jemals gewesen zu sein. Gleichzeitig kündigte Hertha BSC rechtliche Schritte gegen die Berichte an. MATTI

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