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Revolte an Hamburger Uni soll Präsidentin rauskicken

AUTORITÄT Unichefin soll Studenten verklagt und Lehrkräfte verprellt haben – Professoren meutern

HAMBURG taz | An der Uni Hamburg läuft die Revolte gegen die Präsidentin und Raketenforscherin Monika Auweter-Kurtz ihrem Höhepunkt zu. Wegen ihres autoritären Führungsstils wollen sie mehrere Professoren abwählen – am Dienstagabend werden die Stimmen ausgezählt.

Die aus Schwaben stammende Auweter-Kurtz ist seit November 2006 Präsidentin der Uni. Schon früh machte sie sich unbeliebt: Zwei Studenten, die ohne Anmeldung bei ihrer Amtseinführung erschienen, verklagte sie wegen Hausfriedensbruchs. Eine Historikerin, die sich in einer TV-Sendung kritisch zur Bezahlung von Lehrbeauftragten äußerte, verlor sofort ihren Lehrauftrag. Professoren dürfen sich hochschulpolitisch nicht ohne Absprache mit der Pressestelle äußern.

Als sie es später schaffte, dem damaligen Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos) in zähen Verhandlungen mehr Geld für Masterstudienplätze abzuringen, verstummte die Kritik für einige Zeit.

Doch dann spielte das Hamburger Hochschulgesetz des Exsenators Dräger dem Autoritätsmodell von Auweter-Kurtz zu: Die akademische Selbstverwaltung wurde abgeschafft. Die Präsidentin wird nicht von der Hochschule, sondern von einem externen Hochschulrat, dem auch Vertreter von Sparkasse und Unilever angehören, gewählt. Die Fakultäten dürfen ihre Dekane zwar noch wählen, sie kommen aber nur ins Amt, wenn die Unichefin sie „bestätigt“.

Hier knallte es jüngst, weil die Geisteswissenschaften einen Dekan gewählt hatten, der Kritisches äußerte. Auweter-Kurtz lehnte ihn ab. Auch die Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften findet seit anderthalb Jahren keinen Dekan. „Da sind Bewerber abgesprungen, weil sie von der Präsidentin in ein Stab-Linien-Modell eingeengt werden sollten“, berichtet der Politikprofessor Michael Th. Greven.

Auweter-Kurtz, die unter dem Namen „Raketen-Moni“ in die Schusslinie geriet, lässt der Gegenwind kalt. Sie erklärte, sie sehe „keine große Kluft“ zwischen sich und der Mehrheit der Professoren. „Dieses Schreiben haben nur drei unterschrieben. Warten wir doch mal ab.“ Die Protestierenden seien nur eine Minderheit, die sich „neuen Ideen“ verweigere. Wenn genug Stimmen für einen Antrag auf Abwahl der Präsidentin vorliegen, ist das externe Gremium am Ball, der Hochschulrat. Es gibt unter den rund 600 Professoren bislang keine Pro-Präsidentin-Initiative. KAIJA KUTTER

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