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Bauer sucht Dienstleister

PRESSEVERTRIEB Bauer-Group und Grossisten streiten weiter

Der Frieden hielt gerade einmal einen Monat. Am 13. Mai verkündeten der Bundesverband Presse-Grosso – Interessenvertreter der Grossisten, die als Zwischenstation zwischen Print-Vertrieben und Verkaufsstellen fungieren – und die Bauer Media Group (Tina, Bravo) eine Einigung über neue Handelskonditionen. Doch jetzt hat Bauer neue Ausschreibungsunterlagen verschickt, die dem Verband zufolge das Ausgehandelte teilweise wieder in Frage stellen. Betroffen ist das Liefergebiet Kiel, für das 70 Jahre lang die Firma Carlsen zuständig war. Der hatte Bauer zum 31. Dezember 2009 gekündigt. Carlsen darf sich wieder bewerben – aber auch zwei weiteren Grossisten sind die Unterlagen zugegangen.

Die Ausschreibung lege „den Schluss nahe“, dass „einseitig eine weitere Optimierung der Konditionen und Leistungen eingefordert“ werde, sagt der Verband. Im Klartext: Es besteht die Gefahr, dass die Bewerber der wegen ihrer absatzstarken Titel begehrten Bauer Group entgegenkommen. Dies könnte zu Lasten anderer Verlage gehen.

Die bundesweit 73 deutschen Grossisten verfügen in ihren Liefergebieten in der Regel über ein Monopol, das sie zur Gleichbehandlung aller Presseprodukte verpflichtet – ein Modell, das laut Bundesregierung unabdingbar für die Pressefreiheit ist. Die Ausschreibung untermauert nun eine Befürchtung vieler Branchenkenner: Bauer sieht die Grossisten nicht mehr als neutrale Akteure – sondern als ergebene Dienstleister. René Martens

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