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Effektiv, effektiver, ExxonMobil

Der Ölkonzern ist das profitabelste, größte und wertvollste Unternehmen der Welt – mit jeder Menge Dreck am Stecken

BERLIN taz ■ Der stabil hohe Barrelpreis macht sich bezahlt. Ganz besonders für die weltweite Nummer eins unter den Ölkonzernen, ExxonMobil. Nicht nur dass das US-Unternehmen im vergangenen Jahr glatte 25 Milliarden US-Dollar Gewinn meldete. Nicht nur dass der Energieriese mit 298 Milliarden US-Dollar den Handelskonzern Wal Mart – 285 Milliarden – vom ersten Platz der umsatzstärksten US-Unternehmen verdrängte. Seit Freitag ist ExxonMobil auch das wertvollste Unternehmen der Welt. Börsenwert: 383,3 Milliarden Dollar, 4 Milliarden mehr als der Mischkonzern General Electric (GE), der auf Platz zwei abrutschte, gefolgt von dem langjährigen Spitzenreiter Microsoft, der über 100 Milliarden billiger ist. „Das ist das Sahnehäubchen auf dem Kuchen“, sagte ExxonMobil-Sprecher Tom Cirigliano.

Der Ölkonzern hatte seinen Siegeszug erst im letzten Jahr so richtig angetreten. Der stabil hohe Ölpreis und der Wachstumskurs des Unternehmens hatten die Aktie 2004 um 40 Prozent klettern lassen. Zum Vergleich: GE legte nicht einmal um 10 Prozent zu. „Der Börsenwert ist nicht das Wichtigste für uns“, sagte Sprecher Cirigliano. „Wir wollen das effizienteste und profitabelste Unternehmen sein. Wenn wir auch das größte sind – umso besser.“

Hinter den Kulissen arbeitet der Konzern deshalb daran, die US-amerikanische Energiepolitik mitzubestimmen. Millionenbeträge fließen regelmäßig an jene Wissenschaftler und Denkfabriken, die einem Wechsel in der US-Klimapolitik skeptisch gegenüberstehen. Laut Greenpeace unterstützt das Unternehmen rund 100 Lobbyorganisationen (www.exxonsecrets.org).

Weniger freundlich zeigt sich ExxonMobil gegenüber den eigenen Beschäftigten. Erst vor wenigen Wochen trafen sich Gewerkschafter und Arbeitnehmervertreter in Houston, Texas, um Strategien gegen die „eklatante Arbeitnehmerfeindlichkeit“ des Konzerns zu entwickeln. „Dieses Problem haben wir seit der Übernahme von Mobil Oil durch Exxon vor sechs Jahren“, sagt Jim Pannel, Vizepräsident der US-Chemiegewerkschaft PACE. Während man mit Mobil Oil vorher „ganz gut klargekommen“ sei, gebe es seitdem keine „faire Verhandlungen“ mehr. Konkrete Vorwürfe wie Zwang zu unbezahlter Mehrarbeit, mangelnder Arbeitsschutz und fehlende Versicherung bei Arbeitsunfällen kommen praktisch aus allen Ländern, in denen der Konzern Niederlassungen hat – von Albanien bis Trinidad und Tobago.

Auch Menschenrechtsorganisationen haben ExxonMobil schon lange im Blick. Sie werfen ihm unter anderem vor, sich im Bürgerkrieg im indonesischen Aceh zu engagieren. Dort soll der Konzern Regierungstruppen unterstützen und Militärs als private Wachtruppen anheuern, die die einheimische Bevölkerung terrorisierten. ExxonMobil beutet in der Provinz eines der weltgrößten Erdgasfelder aus. Die Vorwürfe gegen die Schutztruppen reichen von Zerstörung von Eigentum bis zu Vergewaltigung, Raub und Mord. BEATE WILLMS

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