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Endlich richtige Europameister

KIELER WOCHE Jens Findel (Kiel) und Johannes Tellen (Osnabrück) sind Europameister im 505er. Fast hätte den Starkwindspezialisten der Kieler Starkwind die Tour vermasselt

„Am Ende haben die jungen Segelprofis keinen sportlichen Erfolg und keinen Job“

505er-Europameister Jens Findel

VON ROGER REPPLINGER

Wenn der Wind an den Flaggen rüttelt, die vor dem Olympiazentrum Kiel-Schilksee an Masten hängen, dann klackert es. Wenn es dieses Geräusch gibt, dann liegen japanische Segler auf einer Steinmauer und die Sonne scheint ihnen auf die rosigen Fußsohlen. Dann haben Jens Findel (Kieler Yachtclub) und sein Vorschoter Johannes Tellen (Riester Segelclub) die Hände in den Taschen, und gegen 12.15 Uhr verkündet eine weibliche Stimme, dass „auf den Bahnen Echo, Charly und Kilo“ nicht gesegelt werden kann.

Zu viel Wind, zu hohe Wellen. Die 505er, die so heißen, weil das Boot 5,50 Meter lang ist, sollten auf „Charly“ segeln. Tun sie aber nicht. „Ja, das Wetter“, seufzt Findel. Die Jollen der Klasse „505“ sind 188 Zentimeter breit, viel Karbon, mit Mast und Segel 127,4 Kilogramm leicht, 16,3 Quadratmeter Segelfläche, mit 20 Knoten Geschwindigkeit, also etwa 40 Kilometer pro Stunde, sauschnell. Preis: 17.500 bis 24.000 Euro. In diesem Jahr sind die 505er von besonderem Interesse, weil es in Kiel um die Europameisterschaft geht und der aus Kiel stammende Berliner Wolfgang Hunger gegen Jørgen Bojsen-Møller (Dänemark) segelt, die beide die Kieler Woche 16 Mal und damit so oft wie kein anderer gewonnen haben. Hunger, der nach fünf Wettfahrten an zwei Tagen in Führung liegt, segelt mit Julien Kleiner, Bojsen-Møller, der auf dem zweiten Platz liegt, mit seinem Bruder Jacob. Es könnte aber sein, dass am Ende andere gewinnen: Diplomkaufmann Findel, 28, und Elektroingenieur Tellen, 27, die von fünf Wettfahrten zwei gewonnen und zwei versaut haben. Bojsen-Møller hat in Kiel gewonnen, da waren Findel und Tellen noch nicht geboren. Findel und Tellen würden gerne segeln, denn „je mehr Wind, desto besser für uns“, sagt Findel, „bei starkem Wind sind wir stärker als 98 Prozent des Feldes.“

Die beiden fühlen sich als Titelverteidiger. Bei der EM in Palermo (Italien) wurden sie hinter Ethan Bixby (USA) Zweite. Tellen fragt: „Kann ein Segler aus Florida Europameister werden?“ Findel antwortet: „Nach europäischem Verständnis: Nein.“ Findel findet: „Am besten, wir werden hier Erster, den Titel macht uns dann keiner streitig.“

Die beiden haben sich 1999 bewusst gegen eine olympische Bootsklasse entschieden. „Zu viele junge Segler, die auf den Sport gesetzt und Studium oder Berufsausbildung vernachlässigt haben“, sagt Findel. Am Ende, meint Tellen, „haben die keinen sportlichen Erfolg und keinen Job“. Die Entscheidung war richtig. Findel sagt: „505 machen wir auch die nächsten 30 Jahre – so geil ist das Boot.“ Die beiden fahren schon so lange zusammen, „dass Johannes, wenn ich mit dem Po zucke, weiß, was passiert“, sagt Findel.

Hat wieder mal prima geklappt: Zum Nachmittag hin ließ der Wind nach und es wurde doch noch gesegelt. Tages- und Gesamtsieger: Das Duo Findel/Tellen.

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