KOMMENTAR VON SVEN-MICHAEL VEIT: Laufpass statt Laufzeit
Er hasse es, immer Recht zu behalten, sagte der Chaosforscher in „Jurassic Park“, als der T. Rex ausbrach. Nicht viel anders ist es beim Dinosaurier Atomkraft: Sie ist eine nicht beherrschbare Technologie von vorgestern. Und alle wissen, dass sie mit unschöner Regelmäßigkeit versagt: der Störfall als Normalfall.
Und das heißt in erster Linie, dass dem Schrottreaktor Krümmel der Laufpass gegeben werden muss. Drei Störungen in zwei Wochen, eine schwerwiegender als die andere, und das nach zwei Jahren dauerndem Flickwerk. Mit dieser Sicherheitsbilanz dürfte sich auf Volksfesten kein Riesenrad weiterdrehen.
Daraus folgt zuvörderst, Krümmel stillzulegen. 300 Millionen Euro hat Vattenfall für die Reparaturen bezahlt und zugleich mangels Stromerzeugung runde 600 Millionen Euro Umsatz eingebüßt – allein schon betriebswirtschaftlich scheint es geraten, sich von diesem Milliardengrab nicht länger die Bilanzen verhageln zu lassen. Oder seine Laufzeit zu verlängern, wie Vattenfall es gern hätte.
Den Reaktor in der Elbmarsch von Amts wegen stillzulegen, ist juristisch kaum möglich. Deshalb dominieren vor der Bundestagswahl die Muskelspielereien. Letztlich entscheidet die nächste Koalition in Berlin darüber, ob der Atomausstieg weiter geht oder die Energiemonopolisten mit unsicheren Meilern weiter Profite machen dürfen.
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