: Arbeitslosenberatung in Atemnot
Drei unabhängige Erwerbslosenberatungen stehen vor dem Aus. Gestern reagierten sie auf Kürzungspläne
bremen taz ■ „Uns geht die Luft aus“ erklärte Martin Lühr von der Arbeitslosenberatung Agab auf der gestrigen Pressekonferenz, mit der die drei Beratungsstellen Arbeit und Zukunft für Bremen-Nord und das Arbeitslosenzentrum Tenever auf die Kürzungspläne des Senats reagierten. Denn ab Januar 2006 stehen die drei unabhängigen Initiativen vor dem Aus. (siehe taz von gestern). Die staatlichen Mittel sollen gestrichen werden.
„Und nicht nur wir brechen zusammen, sondern eine ganze Kette von anderen unabhängigen Beratungsstellen wird es treffen. Wir arbeiten seit Jahren mit der ProFamilia und der Schuldnerberatung in einem Netzwerk Hand in Hand zusammen. Das fällt zum nächsten Jahr flach“, so Lühr weiter.
Sein Kollege Detlef Marzi aus Tenever sieht sich nicht einfach nur als Ansprechpartner für Arbeitslose: „Zu uns kommen Menschen, die nicht mehr ein noch aus wissen. Wir sind Wegweiser und Unterstützer gleichzeitig.“
Viele Menschen trauen sich nicht zur Behörde, da ist sich auch Gabi-Grete Kellerhoff vom Arbeitlosenzentrum Tenever sicher. Gerade die unübersichtliche Struktur der Agentur für Arbeit mache es für viele so wichtig, bei einer unabhängigen Stelle ein paar Fragen klären zu können. „Eine unabhängige Beratungsstelle ist gerade in Zeiten der undurchsichtigen ALG-II-Anträge ein Muss. Wir haben dem Amt in den letzten Monaten einen großen Gefallen getan, die Menschen mit ihren Anträgen zu beraten“, so Kellerhoff.
Im vergangenen Jahr haben die drei Beratungsstellen insgesamt 7.000 Beratungsgespräche geführt – für die Initiativen ein Zeichen, dass sie gebraucht werden und nicht gekürzt werden dürfen. „Die Entscheidung, diese Arbeit einzusparen, ist sachlich nicht zu begründen“, so Martin Lühr. Es geht für die drei Initiativen um jährlich rund 80.000 Euro aus dem Landeshaushalt. „Dieses Geld einzusparen, bedeutet für Bremen einen Verlust an demokratischer Kultur,“ sagt Lühr. Sein Agab-Kollege Thomas Beninde befürchtet: „Hartz IV hat ja gerade erst angefangen. Wo das noch hinführen soll, ist mir ein Rätsel.“ mamö
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