piwik no script img

ORTSTERMIN: LIVE-SCHALTUNG ZUR ISSHimmlische Gespräche

Die Digitalanzeige springt auf 15.22 Uhr. Es geht es los. Schwarzweißblassbraun erscheint Frank de Winne auf den Leinwänden, in einem Raum voll technischem Kram steht er da, in stinknormalem T-Shirt. Er schwebt nicht einmal. „It’s wonderful to be up here“ schreit es aus dem All, begleitet von Knacken und atmosphärischem Knistern. „It’s … interesting experience … my life … good sign for ESA“ rauscht es an die Erde. Schmerzhaft verstärken die Lautsprecher den Sound in den abgedunkelten Saal der Astrium GmbH in Bremen. Die ISS hat sich gemeldet.

Rote und blaue Lichter sorgen für Astro-Flair in der Firmen-Aula. In der Mitte der Bühne steht das Modell eines weißen Spaceshuttles, Herren in dunklen Anzügen und Damen in schicken Kostümen haben auf den auberginefarbenen Stühlen Platz genommen: Wenn Bremen schon einmal live mit einem echten Astronauten telefoniert, muss einfach alles perfekt sein.

Und Frank de Winne ist nicht irgendein Astronaut: Am 27. Mai startete er seine ISS-Expedition, bis November 2009 soll er noch dort bleiben. Bald schon, wenn im Oktober der Besatzungswechsel glückt, wird er der erste europäische Kommandant der Internationalen Raumstation sein. Das beste Pferd im Stall der Europäische Weltraumorganisation ESA also, die zwei ihrer Direktoren zum Event an die Weser geschickt hat. Auch Bremens Erster Bürgermeister Jens Böhrnsen darf ein paar Worte mit de Winne wechseln. Und hat schon vorab gesagt: „Das ist für mich eine Premiere.“ Die ISS schwebt während des In-Flight-Calls gerade über Nordamerika herum, in etwa 400 Kilometern Höhe. Und jetzt geht endlich die Fragestunde los beziehungsweise: die Gesprächszeit ist arg limitiert, 15 Minuten maximum, das reicht nur für jeweils fünf Minuten vom ESA-Generaldirektor, der gnadenlos überzieht, vom Vorstandsvorsitzenden des deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, der sich kurz fasst. Und für Böhrnsen.

„This is Jens Böhrnsen“, meldet sich Böhrnsen, „the mayor of Bremen.“ Vier Sekunden vergehen. Dann ist die Antwort da: Ungeniert verteilt Star-Astronaut de Winne Komplimente an „the wonderful city“, das hört man hier unten gern. Der Bürgermeister möchte nun erfahren, ob de Winne glaubt, dass die ISS auch nach dem Jahr 2015 noch betrieben werden könne.

Eine erstaunlich passive Frage an jemanden, der gerade im Weltraum hängt. „Ich hoffe es“, antwortet der Astronaut und setzt in rasender Geschwindigkeit zu schwer verständlichen Erklärungen an. Dann ist die Zeit auch schon vorbei – der Ton bricht ab, das Bild bleibt noch einige Sekunden stehen.

„Das war sehr aufregend. Es ist toll zu sehen, dass es denen da oben gutgeht“, kommentiert der Moderator. Applaus brandet auf.

GESA KOCH-WESER

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen