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Mama, Papa, Politik und Publizistik

Wochenblatt trennt sich von zwei hauptberuflichen CDU-Mitarbeitern

Ein langer, freundlicher Text mit hübschem Foto war Natalie Hochheim sicher. Das Gespräch der CDU-Bürgerschaftsabgeordneten über die wirtschaftliche Lage des Wandsbeker Einzelhandels mit dem Vorsitzenden der Einkaufsmeile Eilbek fand sich am 16. März prominent platziert im Wandsbeker Wochenblatt wieder. Die schönen Zeiten sind nun vorbei.

Autor und Fotograf Michael Gurski wurde am Donnerstag als freier Mitarbeiter des Anzeigenblattes entlassen. Denn Gurski, der auch regelmäßig aus der Bezirksversammlung berichtet, ist als Mitarbeiter im gemeinsamen Abgeordnetenbüro von Hochheim, ihrem Gatten Niedmers und dem Fraktionskollegen Claußen in der Lomerstraße beschäftigt. Hochheims Mutter Renate ist Claußens Mitarbeiterin, Vermieter ist Niedmers Vater Achim (taz berichtete).

Auch von Günther Brockmann, der aus dem Ortsausschuss Rahlstedt berichtet, hat sich das Wochenblatt, eine Springer-Tochtergesellschaft, getrennt. Brockmann ist zugleich als Pressesprecher der Wandsbeker CDU-Bezirksfraktion tätig.

Diese Doppelbeschäftigungen widersprechen den „Leitlinien zur Sicherung der journalistischen Unabhängigkeit bei Axel Springer“ vom August 2003. „Wenn wir mitbekommen, dass es Interessenkonflikte geben könnte, beenden wir die Zusammenarbeit, um keinerlei Zweifel an der Unabhängigkeit und Überparteilichkeit unserer Stadtteilzeitungen aufkommen zu lassen“, begründet Tobias Fröhlich von der Springer-Pressestelle die Entlassungen.

Unklar bleibt, warum das im Verlagsimperium erst jetzt auffiel: Am Donnerstag hatte Springers Abendblatt über diese Verquickungen von Politik und Publizistik im Wandsbeker CDU-Büro berichtet. KNÖ

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