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Schwarz fahren? Ja, gerne!

Eine Legende feiert ihre zweite Auferstehung. Das taz-Rad 2005: umfassend relauncht und doch zeitgeistfrei. Ein edler Jahrgang, der, in schwarzen Lack gehüllt, einen distinguierten Eindruck macht

VON HELMUT DACHALE

„Das taz-Rad ist wieder da! So rot wie eh und je.“ Das war die frohe Botschaft des Jahres 1999. Zu vermelden war das Comeback eines Sondermodells, das fünf Jahre zuvor erstmals auf die Straßen geschickt worden war. Jetzt wird es wieder ausgeliefert – kaum wiederzuerkennen. Zumindest nicht auf den ersten Blick.

Das neue taz-Rad kommt nicht mehr auffällig rot daher, sondern als elegante Erscheinung in klassischem Schwarz. Beim Modell „allround“ strahlen die pulverbeschichteten Rohre des Chrom-Molybdän-Stahl-Rahmens schwarz glänzend, beim „sport“ schimmern sie mattschwarz. Macht in jedem Falle einen distinguierten Eindruck. Die beiden jetzigen Versionen sind Schönheiten, die mit klaren Formen auskommen und es sich erlauben können, auf High-Tech-Schnickschnack zu verzichten. Dahinter steckt die Erkenntnis, dass es unsinnig ist, das Rad neu erfinden zu wollen – gegen sinnvolle Verbesserungen aber nichts einzuwenden ist.

So hat man Rahmengeometrie und Teile diesmal noch stärker auf unterschiedliche Einsatzzwecke und Zielgruppen abgestimmt. Das Rad für die Stadt, die Tour, die kleinen und die großen Fluchten, das „allround“ also, basiert entweder auf dem unverwüstlichen H-Diamant-Rahmen oder auf einem geradlinigen Mixte-Trapez-Gestänge, jeweils in mehreren Größen. Das schnelle wie bequeme Vorankommen wird unterstützt durch eine 8-gängige Nabenschaltung oder eine 24-Gang-Kombination aus Ketten- und Nabenschaltung. Und auch sonst haben die Konstrukteure gern in die Komponentenkisten gegriffen, die zu Recht in der ersten Reihe stehen. Magura-Hydraulik-Bremsen, bekannt für ihre Präzision. Narrensichere Lichtanlage von Busch & Müller mit Nabendynamo, Sensor-Scheinwerfer und Standrücklicht. Belastbarer Pletscher-Gepäckträger, der auch unter einem Kindersitz nicht ins Ächzen kommt. Ledersattel mit gefederter Sattelstütze. Weitere Federelemente wird man indes vergeblich suchen. Ein Fahrrad, das auf Zuverlässigkeit und Nachhaltigkeit abgestellt ist, kann auf Wartungsanfälliges gut und gerne verzichten.

Beim „sport“-Modell sind sogar Schutzbleche und Lichtanlage eingespart, allerdings aus anderen Gründen. Auch eine Rahmenalternative gibt es nicht. Dafür hat hier der H-Diamant-Rahmen ein abfallendes Oberrohr und kürzeren Radstand: Sieht nicht nur aus wie ein Fitness-Bike, fährt sich auch so. Denn auch die anderen Zutaten sind auf den flotteren Fahrstil abgestimmt, etwa die Schaltung mit dem Speed-Faktor (Shimano LX 27-Gang), die schmaleren Reifen – ebenfalls von Schwalbe Marathon – und ein leichtes Etwas, der von Designerhand gebogene Gepäckträger. Wer das „allround“ als komfortables Fahrzeug fürs Leben in Erwägung zieht, dürfte beim „sport“ auf noch andere Gedanken kommen. Mal mit dem Tempo spielen, anderen mal das Rücklicht zeigen, just for fun, ja, warum denn nicht? Rad fahren mit Leichtigkeit, aber auch mit Sicherheit – das könnte allerdings auch für die Komplettversion gelten. „Beide Varianten haben vieles gemeinsam, so das schnörkellose Understatement-Design und dazu die durchdachte Fahrradtechnik, auf die man sich verlassen kann. Das eine Modell ermöglicht mehr den sportiven Fahrstil, das andere bringt die Mobilität vor allem in den Alltag“, so Jürgen Schnier, der das taz-Rad konzipiert hat.

Gebaut wird es allerdings nicht etwa in Berlin, sondern im Westfälischem, von der AT Zweirad GmbH in Altenberge. Ein neuer Partner für die taz, ein alter Hase in der Fahrradwelt. Das Unternehmen wurde 1966 gegründet und ist darauf bedacht, die gediegene handwerkliche Fertigung mit innovativem Know-how zusammenzubringen. So unterhält AT eine eigene, ökologische Kriterien berücksichtigende Pulverbeschichtungsanlage und lässt die Rahmen vor Ort in echter Handarbeit schweißen oder löten. Produziert werden sowohl die Radlimousinen der alten Nobelmarke Wanderer (in Lizenz) wie auch frische Trekkingrad- und MTB-Linien. Vor zehn Jahren war AT an der Konstruktion des ersten Einrohrfahrrads beteiligt, eine Pionierleistung, die den Rahmenbau verändert hat.

Nun also das neue taz-Rad – auch verändert und doch sich treu geblieben. Mit einem Preis, der nach wie vor nicht aus dem Rahmen fällt. 899 Euro kostet das Vergnügen, immer und überall schwarz fahren zu können, egal ob man sich fürs „allround“ oder „sport“ entscheidet.

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