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Sehr geehrter Matthias Matussek,

nie würden wir es offiziell zugestehen und doch: Die Realität, wie wir sie tagtäglich erleben, insbesondere in der quotierten, emanzipierten Redaktion der taz, ist weitaus schlimmer als Sie es je in Ihren Polemiken darstellen könnten. Ja, wir werden unterdrückt. Wir, die Männer zwischen 25 und 55, wir sind die eigentlichen Opfer dieser vaterlosen Gesellschaft. Gerade weil wir uns noch nicht einmal trauen, dies öffentlich einzugestehen. Deshalb unser Wunsch an Sie: Verraten Sie uns bitte Ihre Geheimwaffen des Mannes.

Könnten Sie uns diesen Wunsch erfüllen?

Die anonyme taz-Männergruppe

Liebe taz-Männergruppe,

Ihr könnt euch denken, dass ich die Anfrage nach meinen Geheimwaffen täglich bekomme, und ebenso, dass ich die nicht so ohne Weiteres aus der Hand geben kann, sonst wären Sie ja nicht mehr geheim.

Aber gegen eine Schutzgebühr von 1.300 Euro könnt ihr das große Geheimwaffen-Paket bei mir beziehen. Es enthält neben den Geheimwaffen selber noch einen aufwändigen Prospekt sowie die Geheim-Trick-Klassiker „Unsichtbare Tinte“, „Links blinken, rechts fahren“ und „Mit verstellter Stimme sprechen, dass alle denken, man ist jemand anderes“.

Aber: Braucht ihr das alles denn überhaupt? Bevor ihr die dann doch verheerend wirksamen Geheimwaffen gegen Unterdrückerinnen im Büro anwendet, solltet ihr prüfen:

• Welche Färbungen haben eure Hämatome ungefähr drei Tage nach dem letzten Übergriff?

• Wann können die Kopfverbände abgenommen werden?

• Hat Pamela Anderson wirklich mehr Grips in ihren Dingern als N.N. in ihrer Birne?

Oft hilft ja ein gutes Gespräch, und häufig kann ein wenig Dialogbereitschaft („Du blöde Kuh hast mir mein Leben versaut“) den „Haussegen“ wieder „gerade“ rücken.

Was aber, wenn die andere Seite bockt?

Es ist nicht leicht, heutzutage Frauen zu verstehen. Ich lese zum Beispiel gerade, dass Michelle Hunziker es gar nicht abwarten kann, von Eros Ramazotti loszukommen, und da handelt es sich immerhin um niemand anders als EROS RAMAZOTTI!

Am sichersten ist es erst mal, besonders für euch, immer wieder zu betonen, dass alles toll ist, was Frauen machen, denn sie haben eine größere linke Gehirnhälfte und verfügen deswegen über mehr emotionale Intelligenz und können also mit schwierigen Situationen irgendwo besser umgehen.

Zum Beispiel so: Jahrelang ließ sie, die moderne Frau, verlauten, dass Männer sich verschworen hätten, ihr den Weg an die Spitze zu verbauen, weshalb die Quote eingeführt wurde. Dann hieß es, dass die moderne Frau durch das Kinderkriegen gehandicapt sei, weshalb das Kinderkriegen eingestellt wurde.

Jetzt lese ich in der Welt am Sonntag, dass von den Hochqualifizierten nur halb so viel Frauen wie Männer wirklich an die Spitze wollen – aber das ist nun nicht etwa ein Beleg jahrelanger Verarsche, sondern, Applaus, genau: der Beweis für die „emotionale Überlegenheit der modernen Frau“, die, wie sich also herausstellt, jetzt doch lieber die ganze Zeit in der antriebsarmen, quotengesicherten Mittellage herumhing und kinderlose Beziehungsbücher schrieb („Liebe einen Prosecco lang“, „Ilka, Prada und die neue Freiheit“, „Warum raucht er auf dem Klo?“).

Es wird schwer werden in den kommenden Jahren.

Vielleicht braucht ihr meine Geheimwaffen doch.

Vielleicht genügt aber auch erstmal mein Buch „Die Vaterlose Gesellschaft“, das in einer Neuauflage und überarbeiteten Version ab Dezember wieder auf dem Markt ist.

Bis dahin: Durchhalten!

Matthias Matussek

Links lesen, Rechts bekämpfen

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