piwik no script img

Mehr Mut zum Risiko

Mitte scheitert am Verbot von Ferienwohnungen

VON UWE RADA

Der Versuch war es wert. Allerdings muss man fragen, ob das Bezirksamt Mitte bei der Vorbereitung der Klage gegen Ferienwohnungen mit der nötigen Sorgsamkeit gearbeitet hat. Die Mehrzahl der Wohnungen wird nur ein paar Tage von Touristen genutzt. Die Vermieterin dagegen konnte langfristige Verträge nachweisen. Dumm gelaufen? Oder dumm gemacht?

Druck machen

Die Niederlage vor Gericht sollte den Bezirk aber nicht davon abhalten, besser vorbereitet in die nächste Runde zu gehen. Auch der Senat muss endlich einen neuen Versuch starten, der Zweckentfremdung von Wohnraum einen Riegel vorzuschieben. Beides ist möglich, und beides sollte versucht werden.

Denn das Problem ist doch dieses: Mit einer Senatorin Junge-Reyer regierte das Prinzip der Mutlosigkeit. Ohne gefühlte hundert Gutachten im Rücken ging da gar nichts. Warum aber nicht mal Mut zum Risiko – im Bezirk und im Senat? Mehr als verlieren kann man nicht.

Man kann aber auch gewinnen. Schließlich geht es nicht nur um Gerichtsverfahren, sondern um ein Signal, das die Politik an die Eigentümer und an die Mieter und Wähler richtet: Seht her, wir versuchen alles, was uns möglich ist! Warum sollte die Politik nicht können, was findige Immobilienhaie längst tun – Druck machen.

Und ganz so schlecht sind auch die juristischen Chancen nicht. Auch bei einem Zweckentfremdungsverbot. Nur sollte man da nicht noch weitere Monate prüfen und prüfen und prüfen. Die Ära Junge-Reyer muss Geschichte sein.

Bericht SEITE 23

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen