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Die Angst vor den reichen Investoren

Obwohl sie in Deutschland investieren, haben Finanzfonds aus dem Ausland derzeit einen schlechten Ruf

HAMBURG taz ■ Die Angst vor den reichen Fonds aus dem Ausland geht um. SPD-Fraktionschef Franz Müntefering sah einige von ihnen am Wochenende als „Heuschreckenschwärme“, die Unternehmen befallen. Sie wollen angeblich DaimlerChrysler zerschlagen und mischen mit der Deutschen Börse AG.

An letzterem hält der britische Fonds TCI acht Prozent, der US-Fonds Atticus sechs Prozent, die US-Investmentgesellschaft Fidelity zehn und die amerikanische Bank Merrill Lynch knapp vier Prozent. Insgesamt eine geballte Macht, die bei der nächsten Hauptversammlung offenbar Aufsichtsratschef Rolf Breuer stürzen will. Sein Nachfolger könnte der frühere CDU-Fraktionschef Friedrich Merz werden, der als Partner einer Anwaltskanzlei den TCI-Fonds vertritt.

Die Gewerkschaften sehen das Interesse der Fonds mit gemischten Gefühlen. Es sei zwar positiv, dass die vorwiegend US-amerikanischen Investoren-Fonds hiesige Unternehmen offenkundig als ausgesprochen wettbewerbsfähig betrachten und Kapital investieren wollen. Doch das Engagement der so genannten Private-Equity-Fonds kann Jobs kosten, sorgt sich Rainer Jung vom Gewerkschaftsinstitut WSI. Unternehmensbeteiligungen werden nach strikten Renditegesichtspunkten umstrukturiert, um den Anlegern hohe Profitraten zwischen 10 und 20 Prozent zu sichern. „Nicht selten heißt das, dass Firmen zerschlagen und filetiert werden.“

Michael Vassiliadis, Vorstand der IG BCE, sieht jedoch Chancen zum Widerstand. Die betriebliche Mitbestimmung und öffentlicher Druck böten gute Möglichkeiten, gegenzusteuern, wenn Unternehmen „mit maßlosen Renditespekulationen überzogen werden“. Gewerkschafter und Aufsichtsrat Vassiliadis rät: „Beim Verkauf sollten Arbeitnehmervertreter ein tragfähiges Unternehmenskonzept von dem ausländischen Investor genauso einfordern wie die Übernahme der Tarif- und Betriebsvereinbarungen.“

Erfolgreich haben die Gewerkschafter so den Übergang der Dynamit Nobel AG an den US-Fonds KKR gestaltet. Es habe mit dem amerikanischen Management einen „konstruktiven Dialog“ gegeben, sagt der Konzernbetriebsrat und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Reinhold Siegers. Anders lief es bei der badischen Peguform AG. Der US-Fonds Cerberus forderte von den Beschäftigten des insolventen Automobilzulieferers eine Reduzierung der Personalkosten um 40 Millionen Euro. Nach Verhandlungen musste am Ende jeder Peguform-Arbeiter auf zehn Prozent seines Entgeltes verzichten, um seinen Arbeitsplatz auf fünf Jahre zu sichern.

Belegschaftsvertreter sehen die Politik in der Pflicht. Uwe Klein, Konzernbetriebsratsvorsitzender beim Touristikkonzern TUI, fordert veränderte Zulassungsregeln für Finanzinvestoren. US-Fonds hatten heimlich an der Börse gegen TUI gewettet – auf den Fall der Aktie. Davon profitierten alle am Kapitalmarkt, nur das Unternehmen nicht. Für Gewerkschafter Klein ist klar: „Die drehen verdeckt an gewaltigen Rädern.“

HERMANNUS PFEIFFER

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