: HIER IST BERLIN
Trend: Bibel mit Humus
In Prenzlauer Berg schicken sich die ersten Jung-BoBos an, das allerseits heraufbeschworene neue Zeitalter der Religiösität umzusetzen, und zwar mit öffentlichen Bibelkreisen – beobachtet letzte Woche, ausgerechnet in einem irakischen (!) Restaurant.
Bei Salamat in der Dunckerstraße werden hervorragende arabische Spezialitäten gereicht – und während am rechten Nebentisch in englischer Sprache lobend über den liberalen Umgang mit Homosexualiät in Deutschland gesprochen wurde, lasen junge Christen am linken Nebentisch laut aus der Bibel vor. So laut, dass anschließend jeder im Raum eine ungefähre Vorstellung von alttestamentarischen Auffassungen zum Thema Gewalt hatte.
Auge um Auge.
Der junge irakische Kellner hat nicht schlecht geguckt, als die Runde noch etwas Salat zum Johannes-Evangelium bestellte. Allerdings wären solche Lesungen auch bei Kassler und Sauerkraut in der Christen-Kneipe nebenan einfach nur aufdringlich. Liebe Mitmenschen, auch wenn wir jetzt Papst sind: Dieser Trend gehört verboten.
*
Verdammmte Gegenwart
U 1. Zwischen Prinzenstrasse und Hallesches Tor, Kreuzberg. Teenie 1 und Teenie 2.
Teenie 1: Was willst DU denn mal werden?
Teenie 2: Ey, wie bist Du denn drauf? Ich bin 14.
Teenie 1: Ja, ich auch. Aber meine Mutter nervt schon die ganze Zeit damit. Ich soll endlich in die Puschen kommen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen