SUSANNE KNAUL ÜBER DIE GENERALVERSAMMLUNG DER FATAH: Nur militante Worte
Dass die Fatah mit 15-jähriger Verspätung ihre Generalversammlung einberuft, kann man getrost gut finden. Die weltlichen Politiker streben nach Erneuerung der Bewegung und einem längst überfälligen Auftauchen aus dem Sumpf der Korruption. Dass es auf dem Parteitag, auf dem es um interne Reformen der Bewegung geht, auch zu militanten Äußerungen in Richtung Israel kommt, ist kein Grund zur Panik.
Die Fatah hat nach der Machtübernahme der Hamas im Gazastreifen die Waffen im Westjordanland niedergelegt. Die terroristischen Al-Aqsa-Brigaden werden von den israelischen Sicherheitsdiensten nicht länger verfolgt, stattdessen jagen palästinensische und israelische Sicherheitstruppen gemeinsam islamische Extremisten. Die Brigaden werden dadurch nicht beliebter, denn die große Mehrheit der Palästinenser will Einheit und eine Versöhnung mit der Hamas.
Aus diesem Grund muss die Führung im Westjordanland einen steten Balanceakt bewältigen zwischen dem geldgebenden Westen und den Palästinensern. Denn Letztere sehen die Trennungslinie immer noch zwischen den Palästinensern und der israelischen Besatzungsmacht und nicht zwischen Fatah und Hamas.
Auch die nun erfolgten Appelle in Bethlehem und das Eintreten von Präsident Mahmud Abbas für das Recht der Palästinenser auf Widerstand sind diesem Umstand geschuldet und zielen auf die frustrierte Bevölkerung. Diese sieht dem israelischen Rechtsruck und dem fortgesetzten Siedlungsbau tatenlos zu. Und so soll es bleiben. Eine erneute Aufnahme der Waffen wäre fatal. Gerade jetzt, wo der amerikanische Präsident ohne Blutvergießen mehr für die Palästinenser erreichen könnte als die Führung im Westjordanland. Die Fatah wird ihm diese Chance nicht verwehren.
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