: Wasser wird wieder aufbereitet
Spendable Steinkohle: Der Streit um den Trinkwasserschutz am Niederrhein scheint bald beigelegt zu werden. Das Wasserwerk Löhnen soll durch eine Wand vor dem Rheinwasser geschützt werden
AUS WESEL ALEXANDER FLORIÉ
Das Nervenspiel um sauberes Trinkwasser in Dinslaken und die Arbeitsplätze auf der Zeche Walsum geht weiter. Nach neunstündiger Verhandlung ist der Runde Tisch in Düsseldorf am späten Donnerstag Abend ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Ein Kompromiss zwischen der Stadt Dinslaken und der Deutschen Steinkohle (DSK) scheint jedoch wahrscheinlicher geworden zu sein. Die DSK will das Trinkwasser mit einer Schutzmauer vor verunreinigtem Rheinwasser schützen.
Dazu legte die DSK den Entwurf einer Vereinbarung vor: Um das Trinkwasser am Wasserwerk Löhnen zu sichern soll eine Trinkwasseraufbereitung und eine Dichtwand errichtet werden. Die Genehmigung werde im nächsten Jahr beantragt, bis 2008 solle gebaut werden. Eine provisorische Anlage übernehme die Wasseraufbereitung. Der Kohleabbau unter dem Wassergewinnungsgebiet führe so nur zu geringen Verschmutzungen.
„Der Lippeverband und die Steinkohle waren sehr entgegenkommend“, sagte Dinslakens Bürgermeisterin Sabine Weiss. Sie erhalte nun die Unterlagen von der DSK, und werde dann prüfen, ob ihre Kommune dieser Vereinbarung zustimmen könne. Am Montag wird sich der Runde Tisch noch einmal treffen, über eine Vereinbarung soll der Dinslakener Rat endgültig am 10. Mai entscheiden.
Für den Bergbau ist die Einigung existenziell: Kommt im Mai für den Abbaubetrieb „L/K 91“ nahe der Wassergewinnung Löhnen keine Anschlussregelung, droht den Kumpels auf dem Walsumer Pütt Kurzarbeit. Etwa 400 Menschen sind davon betroffen: „Uns fehlen sonst 4.500 Tonnen pro Tag“, meint der Walsumer Werksleiter Markus Masuth. Immerhin sei man jetzt einen Schritt weiter gekommen: „Im Interesse aller Parteien“. Skepsis herrscht beim Walsumer Betriebsratsvorsitzenden Michael Hörning: „Das Schieben auf der Zeitachse bedeutet nur einen längeren Stillstand des Betriebes – ich glaube nicht, dass da eine Einigung mit Dinslaken geht.“ Seine Forderung: Die Landesministerien sollen ohne Dinslakens Votum das Wasserrecht für den Abbau genehmigen.
Mitten im Wahlkampf hatte auch der Chef der NRW-Staatskanzlei, Wolfram Kuschke (SPD), Druck bei seinem Besuch in Dinslaken gemacht. Kuschke kündigte an, dass die Behörden nach dem 28. April in jedem Falle eine Entscheidung herbeiführen werden. Klaus Friedrich von der Bürgerinitiative Bergbaubetroffener (BIB) spricht von „einer Drohung, die allen demokratischen Spielregeln widerspricht“.
Die grüne Umweltministerin Bärbel Höhn sucht den Schulterschluss mit der Stadt Dinslaken: „Wir werden keiner Lösung zustimmen, mit der die Stadt Dinslaken nicht leben kann“, sagte Höhn bei einer Wahlkampf-Fahrradtour am Niederrhein. Die sichernde Spundwand sei das Beste, was die Stadt herausholen könne. Dinslakens Oberbürgermeisterin Weiss hat nur wenig Spielraum vor der Rats-Entscheidung am 10. Mai: „Uns hat man signalisiert, dass beide Ministerien auch ohne unser Votum entscheiden“ – und für die Steinkohle.
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