: Soned Berlin
Ehemalige HausbesetzerInnen leisten Entwicklungshilfe für Autonomie und Nachhaltigkeit
■ Jeden Montag findet ein Infotresen in der Kreutziger Straße 19 statt, zu dem Interessierte herzlich eingeladen sind.
■ Der Verein sucht engagierte UnterstützerInnen für die Organisation von Veranstaltungen oder Projektarbeit. Zurzeit gibt es einen freien Arbeitsplatz im Büro des Vereins.
■ Im Netz:
„Entwicklungshilfe ist nicht per se gut“, sagt Kippa, Gründer des Vereins „Soned Berlin“. Nicht selten komme es vor, dass viel Geld in die falsche Richtung investiert werde, sodass die Zielgruppen, die eigentlich profitieren sollten, gar nichts davon haben. Für Kippa und seine MitstreiterInnen steht fest: Geld ist nicht alles. Viel wichtiger sei es, dass die Menschen lernen, sich selbst zu helfen.
Und so geht es bei Soned in erster Linie darum, Menschen dabei zu helfen selbst organisiert leben zu können. Autonomie ist nicht das einzige Anliegen des Vereins. Ebenso wichtig ist ihm das Thema Nachhaltigkeit. Diese versucht der Verein miteinander zu verzahnen. „Beide Bereiche greifen wunderbar ineinander“, resümiert Andi, der seit 2004 bei Soned aktiv ist. Die ökologische Landwirtschaft, die im Einklang mit der Natur stehe, liefere zum Beispiel eine solide Grundlage für eine ausreichende Nahrungsversorgung.
Das politische Profil des Vereins lässt sich von seiner Geschichte herleiten. Hervorgegangen ist Soned aus der Ostberliner Hausbesetzerbewegung der 90er Jahre. 1995, kurz nachdem der Häuserkampf in Friedrichshain für beendet erklärt worden war, kam man in der Kreutziger Straße zusammen, um nach Wegen zu suchen, wie man die eigenen Erfahrungen in puncto Selbstorganisation in die Welt tragen konnte. Man war sich einig, benachteiligten Gemeinschaften dabei zu helfen, sich aus der Unterdrückung des Nordens zu befreien, damit sie ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen können.
Etwa zeitgleich unternahm Kippa eine Studienreise nach Afrika, auf der er Godfrey M’Mwereria, den damaliger Koordinator des Netzwerks SONED Afrika kennenlernte. M’Mwereria propagierte in Afrika die Idee, dass sich die auf dem Land lebenden Menschen auf ihre Traditionen zurückbesinnen sollten und das Land so zu bewirtschaften, wie es ihre Vorfahren taten. Er riet Kippa, dass er nach Berlin zurückreisen und dort einen Ableger von Soned gründen solle. Gesagt, getan. Kurz nach seiner Rückkehr nach Berlin gründete Kippa mit anderen HausbesetzerInnen Soned.
Drei Jahre nach seiner Gründung unterstützte der Verein sein erstes Projekt in Afrika. In Kenia finanzierte er einen Solarkocher-Workshop. Es folgten weitere Projekte in Nigeria, Burkina Faso, Ghana und in Nepal. Bei der Wahl der Projekte war wichtig, dass sie Bildung anboten, eine autonome Lebensweise ermöglichten und nachhaltig waren.
Derzeit unterstützt der Verein drei Projekte im Ausland: Zum einen finanziert er eine Schule in Kenia, die Kindern ein Zuhause bietet, deren Eltern an Aids gestorben sind. Das Besondere an der Schule ist, dass dort eine Farm angeschlossen ist, in der die Kinder sich landwirtschaftliches Wissen aneignen können. Die erwirtschafteten Lebensmittel werden für das Schulessen verwendet und auf dem Markt verkauft, um die Schule zu finanzieren. „So kann sich die Schule selbst versorgen“, resümiert Kippa.
Neben der Schule unterstützt der Verein in Ghana ein Nachhaltigkeitsnetzwerk, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Idee des ökologischen Landbaus in dem Land zu propagieren, und hierfür Bildungsseminare für erwachsene Menschen anbietet. In Nigeria wiederum fördert der Verein ein Umweltbildungszentrum, in dem Jugendliche und Erwachsene sowohl an erneuerbare Energien als auch an nachhaltige Landwirtschaft herangeführt werden.
Auch in Deutschland ist Soned aktiv. Zurzeit plant der Verein eine Veranstaltungsreihe inklusive Wanderausstellung, die den Titel „Nachhaltigkeit vom Süden lernen“ trägt und die im März beginnen soll. Ziel der Reihe ist es, Jugendlichen und erwachsenen Menschen zu vermitteln, dass es in den Entwicklungsländern Initiativen gibt, die auf lokaler Ebene viel erreicht haben und dass man von ihnen etwas lernen kann. „Auf diesem Weg wollen wir den Leuten vermitteln, dass sich eine gerechte Welt nur dann entwickeln kann, wenn man sein eigenes Verhalten ändert“, erklärt Andi.
Im Zeichen dieses Ansatzes steht auch das Engagement von Soned in Friedrichshain. Mit einem Weltfest macht der Verein seit 2001 für die Probleme in den Ländern des globalen Südens aufmerksam. Darüber hinaus versucht er Gruppen und Einzelpersonen miteinander zu vernetzen, damit diese gemeinsam aktiv werden. LUKAS DUBRO
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