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WASG präsentiert Altbekanntes

Rund 60 Interessierte besuchen die Kölner Veranstaltung der „Wahlalternative“ (WASG) zur Landtagswahl. Vorstand Klaus Ernst setzt auf Nichtwähler und alte SPD-Positionen

KÖLN taz ■ Der Festredner litt an Orientierungsproblemen. Erst mit halbstündiger Verspätung fand Klaus Ernst den Weg in das Hinterzimmer im Obergeschoss des Bierhauses „En d‘r Salzgass“. Hierhin hatte am späten Sonntagnachmittag die Partei „Arbeit & soziale Gerechtigkeit – die Wahlalternative“ (WASG) zu ihrer „zentralen Wahlkampfveranstaltung“ in Köln geladen.

Der Andrang hielt sich indes in Grenzen: Außer WASG-Gründungs- und Bundesvorstandsmitglied Ernst verloren sich noch rund 60 Menschen in dem mit unzähligen Karnevalsorden dekorierten Raum – also ein Prozent jener 6.000, die kurz zuvor direkt um die Ecke auf dem Heumarkt das 1.-Mai-Fest des DGB besucht hatten. Damit lag die Veranstaltung voll im Trend: Auch in Umfragen zur Landtagswahl dümpelt die Linkspartei bei einem Prozent.

Trotzdem zeigte sich Ernst, im Hauptberuf Erster Bevollmächtigter der IG Metall im bayerischen Schweinfurt, zuversichtlich: „Wenn es uns gelingt, das Potenzial der Nichtwähler, die mit der gegenwärtigen Politik nicht einverstanden sind, an die Wahlurnen zu bringen, dann haben wir eine realistische Chance.“ Notwendig dafür sei allerdings, dass sich die WASG verbreitere: „Wir müssen uns so aufstellen, dass bei uns ein Heiner Geißler genauso Mitglied sein kann wie ein Gregor Gysi.“

Gut eine Stunde lang sprach Ernst – unvorteilhaft platziert an einen Stehtisch direkt neben der Toilette. Originelles hatte der aus der SPD ausgeschlossene Gewerkschafter dabei nicht zu bieten. Vielmehr unterschied sich seine Rede nicht von jenen, die an diesem Tag wenige Stunden früher bereits quer durch die Republik auf den diversen 1.-Mai-Kundgebungen gehalten worden waren. Immerhin waren seine Ausführungen mit manch nettem Bonmot garniert („Heute findet ein über 50-Jähriger eher ein Bundesverdienstkreuz als einen Job“). Aber inhaltlich präsentierte er nur Altbekanntes: gute sozialdemokratische Positionen aus früheren Zeiten.

Dabei hat Ernst selbst erkannt: „Die Chance liegt im Neuen.“ Doch neu ist nicht einmal die Erkennungsfarbe der WASG. Denn Orange hatte schon einmal eine Partei in der Bundesrepublik als Farbe gewählt. Es war die SPD. In den 70er Jahren. PASCAL BEUCKER

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