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Wer regiert Disneyland?

Vor 50 Jahren erfand Walt Disney den Vater aller Vergnügungsparks. Ein Grund zum Feiern ist das nicht

Ein halbes Jahrhundert schon gibt es Disneyland. Und wäre es tatsächlich ein Land, dann wohl am wahrscheinlichsten ein vergnüglicher Operettenfaschismus. Mit Kolonien in aller Welt, obwohl die wirkliche Welt kaum jemals ein Visum bekommen würde. Weil Disneyland nur dann als „idealer Ort“ gesteuerter Erlebnisse und sozialer Ordnung funktioniert, wenn eine illegale Einwanderung der Wirklichkeit ausgeschlossen werden kann – was übrigens für alle Produkte des Disney-Konzerns gilt.

Walt Disney mag 1955 mit seinen Parks eine Geschäftsidee gehabt haben. Das menschliche Grundbedürfnis aber, dem er zu einer spätmodernen Variante verhalf, ist mindestens so alt wie die Muße der Monarchen, die den Park von Versailles erst denkbar und ein Paradies wie Schönbrunn erst möglich gemacht hat.

Auf die Sinne musste es im 17. Jahrhundert wie ein Wunder wirken, wenn innerhalb eines eng umgrenzten Raumes alles seinen Platz findet, was am prinzipiell bedrohlichen Außen eigentlich ganz nett ist. Zierte es damals die Mächtigen, die Welt in Form von afrikanischen Orchideen, chinesischen Baldachinen oder indischen Pfauen nach Hause holen zu können, so erobert Disneyland heute die Kontinente mit dem eigenen kommerziellen Kosmos im Gepäck – mit Mickey, Donald und Schneewittchen.

Disneyland konkretisiert das kapitalistische Heilsversprechen der USA, indem es zum Probewohnen im geheizten Weltinnenraum eines kolonisierenden Kapitalismus einlädt. FRA

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