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portraitAl-Qaidas mutmaßliche Nummer drei

Über keinen Libyer dürften sich US-Präsident George W. Bush und Pakistans Machthaber Pervez Musharraf in letzter Zeit so gefreut haben wie über Abu Faradsch al-Liby. Denn seine Verhaftung in Pakistans autonomem Stammesgürtel entlang der afghanischen Grenze gaben die pakistanischen Behörden am Mittwoch bekannt. Details nannten sie nicht.

Pakistanischen Medienberichten zufolge wurde Faradsch alias Dr. Taufik bereits am Montag von Armee und Geheimdienst bei Mardan, 50 Kilometer nördlich von Peschawar, nach einem Hinweis gefasst. Sein herausragendes Identifikationsmerkmal ist, dass er unter der Hautkrankheit Vitiligo (Weißfleckenkrankheit) leidet. Faradsch war demnach bei seiner Festnahme, der er sich zunächst durch Flucht zu entziehen versuchte, nicht bewaffnet. Andere Berichte sprechen von einer Gefangennahme im südlicheren Nordwasiristan. Offen ist, ob und wieweit US-Agenten involviert waren.

Pakistans Behörden machen Faradsch für zwei Attentatsversuche auf Musharraf im Dezember 2003 verantwortlich. Der General blieb zwar unverletzt, doch 17 Menschen starben. Wichtiger ist jedoch die Faradsch zugeschriebene Führungsrolle im Terrornetzwerk al-Qaida. So soll der 42-Jährige hinter Ussama Bin Laden und dem ägyptischen Arzt Aiman al-Sawahiri die Nummer drei in der Hierarchie gewesen sein. Diese als Operationsleiter bezeichnete Position soll er eingenommen haben, nachdem sein Mentor Khalid Scheich Mohammed im März 2003 verhaftet worden war. Dieser soll maßgeblich die Anschläge vom 11. September 2001 geplant haben.

Pakistan hatte auf Faradsch eine Belohnung von umgerechnet 260.000 Euro ausgesetzt und ihn auf Steckbriefen zu den sechs meistgesuchten Terroristen des Landes gezählt. Merkwürdigerweise fehlte sein Name auf der FBI-Liste der meistgesuchten Terroristen, weshalb manche Beobachter bezweifeln, dass er wirklich so wichtig war. US-Präsident Bush sagte jetzt dennoch, Faradschs Verhaftung beseitige „einen gefährlichen Feind, der eine direkte Bedrohung für Amerika“ darstelle.

Da Faradsch als persönlicher Freund von Bin Laden gilt, mit dem er in den 90er-Jahren im Sudan lebte, bevor er 1996 nach Afghanistan übersiedelte, versprechen sich die Geheimdienste von ihm nähere Hinweise über Bin Ladens Aufenthaltsort. SVEN HANSEN

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