: Brokdorf erfolgreich umzingelt
ATOMKRAFT In Brokdorf und Hannover demonstrierten am Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Fukushima 9.000 Menschen gegen Atomkraft. Die Grünen zeigen in Brokdorf massive Präsenz
Marianne Kolter, Anti-Atom- Bündnis Unterelbe
Schon im 30 Kilometer entfernten Elmshorn wiesen Plakate an Ampelmasten den Weg: „AKW Brokdorf: Umzingeln – nix wie hin“. Knapp 3.000 Atomkraftgegner haben am Sonntag vor dem Atomkraftwerk Brokdorf in der Wilster Marsch eine Menschenkette gebildet. Zum Jahrestag der Nuklearkatastrophe im japanischen Fukushima umzingelten sie das Reaktorgelände und forderten den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie und die Abschaltung des AKW Brokdorf.
„Das Atomkraftwerk ist umzingelt“, vermeldete Marianne Kolter vom Anti-Atom-Bündnis Unterelbe kurz nach 13 Uhr vor dem Elbdeich des AKW Brokdorf, nachdem die letzten Melder mit ihren Fahrrädern angekommen waren. „Ausstieg heute – Fluchtweg erneuerbare Energien“ und „Solarenergie ohne atomare Todestechnik“ sowie „Atomausstieg – Klimaschutz fürs Leben“ stand auf den Transparenten der vielen Initiativen vor dem Nebentor des Kraftwerks.
Viel Prominenz war an diesem grauen Sonntag in die Wilster Marsch gereist. Darunter der SPD-Spitzenkandidat für die schleswig-holsteinische Landtagswahl, Torsten Albig, der sich aber lieber am Bratwurststand als vor seinem Wahlkampf-Truck aufhielt. Auch die Ex-Fresenhagener-Managerin der Band „Ton, Steine, Scherben“ und jetzige Grünen-Parteichefin Claudia Roth war vor Ort. „Wir werden so lange demonstrieren, bis das letzte Atomkraftwerk in Deutschland vom Netz ist, aber nicht nur in Deutschland. Die Radioaktivität kennt ja keine Grenzen“, sagte Claudia Roth.
Zusätzliche Nahrung erhielten die Proteste von dem am Mittwoch bekannt gewordenen Fund verrosteter Fässer mit Atommüll auf dem Kraftwerksgelände in Brunsbüttel. „Rostende Fässer sind nicht das, was Sicherheit bedeutet“, sagte Roth. Der massive Auftritt und der Zick-Zack-Kurs der Grünen in der Atompolitik erboste Initiativen-Sprecherin Kolter: „Erst stimmen die Grünen einer Laufzeit bis 2021 zu und nun spielen sie hier die radikalen Atomkraftgegner.“
In Hannover demonstrierten zur gleichen Zeit 6.000 Menschen für die Stilllegung aller Atomanlagen. Mit Fahnen und Transparenten, Trommeln und Trillerpfeifen zogen sie durch die Innenstadt. Zahlreiche „Abschalten“-Rufe bezogen sich insbesondere auf das nahe gelegene Atomkraftwerk Grohnde bei Hameln. Niedersachsen sei besonders von den Folgen der Atomenergie betroffen, sagte Hannovers Oberbürgermeister Stephan Weil (SPD).
Das marode Endlager Asse bei Wolfenbüttel sei ein Symbol für den „verantwortungslosen Umgang mit Atommüll“, sagte Weil. Die Debatte um das Endlager in Gorleben zeige, wie eine Region gegen die Atomenergie aufbegehre. KAI VON APPEN.
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