: Mauertoter kriegt eigene Straße
MAUERGEDENKEN In Treptow wird erstmals eine Straßen nach einem Maueropfer benannt
Im Zuge der Gedenkfeiern an den Mauerbau vor 48 Jahren wird an diesem Donnertag in Treptow eine Straßen nach einem Mauertoten benannt. Ab 15 Uhr trägt die bisherige Straße 174 in Altglienicke den Namen Lutz-Schmidt-Straße. Es ist laut Bezirk das erste Mal, dass in Berlin ein Mauertoter mit einem Straßennamen geehrt wird.
Die Initiative dafür wurde im April 2008 von der CDU-Fraktion des Bezirks Treptow-Köpenick angestoßen. „Lutz Schmidt wurde an dieser Stelle erschossen und soll auch dort geehrt werden“, erklärt Stadtrat Svend Simdorn (CDU).
Der 24-jährige Lutz Schmidt wollte am Abend des 12. Februar 1987 zusammen mit seinem Freund Peter Schulze die Mauer nahe der Straße 174 mit einem Lkw durchbrechen. Doch dieser Versuch scheiterte; beide probierten daraufhin, mit Leitern die Mauer zu überwinden. Dabei wurde Schmidt von zwei Grenzwächtern erschossen. Kurz zuvor schaffte er es noch, seinem Freund auf die Westberliner Seite zu verhelfen.
Mit 17 Kilometern Länge besaß Treptow von den Berliner Bezirken den längsten Mauerstreifen zu den westlichen Bezirken. Entlang dieses Teils starben seit 1961 insgesamt 15 Menschen. Darunter befand sich auch Chris Gueffroy, der letzte Mauertote, der im Februar 1989 bei der „Republikflucht“ erschossen wurde. An ihn erinnert eine Stele.
Interessierte können der Einweihung des Straßennamens heute beiwohnen. Treffpunkt ist die Straße 174 Ecke Schönefelder Chaussee, in der Nähe der Bushaltestelle Venusstraße. Der Direktor der Stiftung Berliner Mauer, Axel Klausmeier, spricht zu Ehren von Lutz Schmidt. Bei der Enthüllung des Straßennamens werden der Vorsteher der Bezirksverordnetenversammlung, Siegfried Stock (SPD), Stadtrat Simdorn sowie Angehörige des Maueropfers Schmidt anwesend sein. TOBIAS SINGER
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