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Keine Seepferdchen im Spaßbad

DLRG warnt vor Schließung von Schwimmbädern in Hamburg. Schon jetzt würden immer weniger Kinder richtig schwimmen lernen, hat die Jahresbilanz für 2004 ergeben

Die Hamburger Debatte um Bäderschließungen bettet sich in eine bundesweit sehr Besorgnis erregende Entwicklung ein. Es gebe immer mehr Nichtschwimmer, so der Bundesverband der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) gestern bei seiner Jahresbilanz in Hamburg.

Deutlich sei dies am Rückgang der Kinder zu erkennen, die ihr Seepferdchen-Abzeichen machen. Lediglich 56.450 Jungen und Mädchen erwarben 2004 bei der DLRG dieses Frühschwimmerabzeichen. Das sei gegenüber dem Vorjahr ein „Rückgang von 12,3 Prozent“, so Präsident Klaus Wilkens, obwohl es nur fünf Prozent weniger Kinder gab. Wilkens schätzt, dass insgesamt 120.000 Kinder eines Jahrgangs die Prüfung absolvieren, obwohl rund 600.000 in Frage kämen.

Eine Ursache dafür sei die Schließung von Schwimmbädern, wie sie in Hamburg aktuell nicht nur beim Altonaer Bismarckbad geplant ist. Auch bundesweit sei die Zahl der Bäder seit 1995 zurückgegangen. Zudem wurden zahlreiche Becken zu Spaßbädern umgebaut, in denen keine Kinderschwimmkurse mehr stattfinden. Suchen Eltern einen Kurs für ihr Kind, so scheitert dies laut DLRG vielerorts schon an weiten Wegen oder langer Wartezeit.

Die Generation der nach 1960 Geborenen, weiß Wilkens, könne gut schwimmen. Neben den älteren Menschen kämen nun auch die unter zehn Jahre alten Kinder als zweite Gruppe zu den Nicht- und Schlecht-Schwimmern hinzu, die im Norden rund 18 Prozent und bundesweit 23 Prozent ausmacht.

„Auf Hamburg trifft diese Tendenz genauso zu“, erklärte der DLRG-Landesvorsitzende Bernd Eschenbach. Er bezweifelt, ob der vor einer Woche verkündete Erhalt der Bäder Wendemuthstraße und Fabriciusstraße wirklich „sicher“ ist: „Ich weiß davon nur aus der Presse.“

Eschenbach fürchtet, dass der „Drang zur Natur“ größer wird und die Menschen wieder verstärkt in der Elbe baden, wenn die Bäder fehlen. Dort sei die Wasserqualität zwar gut, dennoch würden große Schiffe einen Sog erzeugen, der für schlecht ausgebildete Schwimmer eine Gefahr darstelle. „Mehr Flussbadestellen bedeuten automatisch mehr Ertrinkende“, mahnt auch Wilkens. 2004 seien am Rhein 39 Menschen ertrunken, in Hamburger Seen lediglich fünf. Kaija Kutter

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