Visapolitik: Kanadas späte Rache
Dass die kanadischen Visabehörden ein Einreisegesuch ablehnen, ist sicherlich nichts Besonderes, auch wenn es für den Betroffenen schmerzlich sein kann. Der Ablehnungsbescheid, der vor wenigen Tagen bei der kanadischen Botschaft in Nairobi in die Post gegeben wurde, wird aber auf jeden Fall noch ein Nachspiel haben. Der Abgewiesene ist in diesem Fall der äthiopische Experte für biologische Vielfalt und Biosicherheit Tewolde Berhan Gebre Egziabher. Der Wissenschaftler, der im Jahre 2000 mit dem Alternativen Nobelpreis gehrt wurde, ist in der äthiopischen Regierung für den Umweltschutz zuständig. Besondere Verdienste hat sich Egziabher bei den FAO-Verhandungen über das Abkommen zu den Pflanzengenetischen Ressourcen und dem sogenannten Cartagena-Protokoll, der UN-Konvention zur biologischen Vielfalt, erworben. Er fungierte dabei nicht nur als Sprecher für die afrikanischen Staaten, sondern führte auch die in der G-77-Gruppe zusammengeschlossenen Entwicklungsländer an. Zu seinen Hauptgegnern bei diesen Verhandlungen gehörte neben den USA auch Kanada. Mit der Ablehnung des Visums, so ist zu befürchten, will die kanadische Regierung einen Gegner ihrer auf Freizügigkeit setzenden Gentech-Politik treffen. Egziabher wollte nicht zum Privatvergnügen nach Kanada. Er hatte vor, dort an einem Arbeitsgruppentreffen zum Cartagena-Protokoll teilzunehmen. Bisher war es jedenfalls nicht üblich, Regierungsvertreter nicht ins Land zu lassen, die an einer UN-Veranstaltung teilnehmen wollen.
WOLFGANG LÖHR
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