… die gemeine Stadttaube?: In den Stand der Schädlinge erhoben werden
Endlich soll die Leistung der Taube gebührend gewürdigt werden. Bisher koten sie zwar unsere Häuser und Spielplätze voll, doch andererseits gurren sie ja auch so niedlich. Sie verschandeln unsere Denkmäler und werden doch noch weiter von netten Omis gefüttert. Sie verbreiten Krankheitserreger und werden trotzdem von militanten Tierschützern verteidigt.
Zumal wir Menschen ja auch historisch tief in der Schuld der Stadttaube stehen. Bei ihr handelt es sich schließlich um die Nachfahren von Brieftauben oder Rassetauben, die vom Menschen in enge Drahtverhaue eingepfercht und gezielt hochgezüchtet worden waren. Bei den Tauben, die heute alles vollfedern und weißscheißen, handelt es sich also um die Nachfahren von Sklaven, die sich aus der Gefangenschaft befreien konnten. Wir Menschen haben uns schon einmal an der Taube versündigt. Sollten wir ihr jetzt nicht die Freiheit gönnen?
Umwelt- und Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (Linke) zeigt dagegen Mut und spricht das Wort offen aus. Sie will Tauben in die Schädlingsverordnung aufnehmen. Richtig gelesen: S-C-H-Ä-D-L-I-N-G. Diese Einordnung soll dabei helfen, mehr gegen die Plage zu unternehmen. Das soll vor allem im Umfeld von Kindergärten, Schulen und Spielplätzen geschehen. Es kann dabei etwa um engmaschige Netze gehen, die Tauben abhalten. Oder um eine besondere Form der Geburtenkontrolle, die die Zahl der neugeborenen Tauben reduziert. So wäre es etwa möglich, spezielle Taubenschläge einzurichten. Dort erhalten die Tiere dann Plätze zum Nisten und auch Futter. Die Eier, die sie dort legen, werden durch Gipseier ersetzt. Die Tiere bebrüten die fremden Eier, als ob es ihre eigenen wären, und bekommen keine Nachkommen. Was wieder einmal zeigt: Die Ratten der Lüfte mögen es nicht nur gern dreckig, sie sind offenbar auch noch strunzdumm. HEI Foto: ap
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