piwik no script img

Erste Pleite für Eintracht FrankfurtStich ins Herz des Spitzenreiters

Einfallslose Fußballerinnen von Eintracht Frankfurt verlieren vor eigenem Publikum überraschend gegen das starke Kollektiv von Werder Bremen.

Gemeinsame Teamarbeit: die Werder-Spielerinnen machen es der Frankfurterin Lisanne Gräwe möglichst schwer Foto: imago

S chon lange vor Anpfiff hatte Siegfried Dietrich seinen Platz auf der Tribüne im Stadion am Brentanobad eingenommen. Wer 760 Tage lang kein Heimspiel der Frankfurter Fußballerinnen aus gesundheitlichen Gründen besuchte, der will jeden Moment auskosten. Zumal der Mann ja bereits an das Vermarktungspotenzial der Frauen glaubte, als sich weite Teile der Öffentlichkeit drüber lustig machten.

Der 67-Jährige hätte bei seinem zweiten Stadionbesuch nach seiner Auszeit nicht gedacht, dass die Eintracht als Bundesliga-Spitzenteam nach dem Kantersieg gegen den SC Freiburg (6:0) sich eine Heim­pleite gegen den SV Werder (0:1) leisten würde. Zuletzt hatte Frankfurt am vorletzten Spieltag der Saison 2013/2014 ganz oben gestanden, noch mit dem von Dietrich aus der Taufe gehobenen Vorgängerverein 1. FFC Frankfurt, ehe 2022 die Fusion erfolgte, weil seitdem immer mehr Lizenzvereine nach oben drängten.

Auch in Bremen sind Fortschritte unverkennbar: Die höhere individuelle Klasse bekämpfen die Grün-Weißen im Kollektiv. Das Traumtor von Sophia Weidauer, die aus fast 30 Metern einen fantastischen Heber über Nationaltorhüterin Stina Johannes ansetzte (75.), fiel nicht unverdient, nachdem auf der Gegenseite vor allem Nationalstürmerin Nicole Anyomi entweder aus Pech oder Unvermögen scheiterte.

„Zu langsame Entscheidungen“

Die erste Saisonniederlage fühlte sich für die Eintracht vor dem Spiel beim Meister FC Bayern (4. November) wie ein Stich ins Herz an. „Insgesamt waren wir zu langsam in unsere Entscheidungen“, bemängelte Trainer Niko Arnautis. „Die Genauigkeit hat gefehlt, aber auch die Konsequenz, im eigenen Ballbesitz noch mehr Torchancen zu kreieren.“

Dieses Defizit betrifft trotz Olympia-Bronze auch das Nationalteam, welches sich am Montag trifft. Zuerst bittet Bundestrainer Christian Wück in der Heimspielstätte der Eintracht-Frauen zu einer öffentlichen Einheit. Wieder werden 3.000 Besucher erwartet, zumal acht Frankfurterinnen dabei sind.

Viele hoffen auf einen Einsatz gegen England in Wembley am Freitag und zum Abschied von Alexandra Popp gegen Australien in Duisburg drei Tage später. Die junge Lisanne Gräwe und die erfahrene Sara Doorsoun spielten am Samstag stark, der Rest überzeugte nicht – auch Torjägerin Laura Freigang hatte kaum eine gute Szene. Ihr Fazit: „Während wir das Tor nicht treffen, gelingt Bremen dann so ein Schuss. Das ist gerade nach den vergangenen erfolgreichen Wochen sehr bitter.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!