+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Während Gedenken: Raketen aus Gaza

Israelische Kampfflugzeuge wehren Raketen der Hamas durch Bombardieren von Abschussanlagen in Gaza ab. Kämpfe im Libanon gehen weiter.

Menschen umarmen sich in Trauer

Am Ort des Nova-Musikfestivals, ein Jahr danach Foto: Ariel Schalit/ap

Jahrestag des Hamas-Terrors in Israel

In Israel haben die Gedenkveranstaltungen zum ersten Jahrestag des Hamas-Massakers im Grenzgebiet zum Gazastreifen begonnen. Israels Präsident Izchak Herzog legte laut örtlichen Medienberichten am frühen Morgen eine Schweigeminute in einem Kibbuz am Ort des Nova-Musikfestivals zu dem Zeitpunkt ab, als dort Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober 2023 das Massaker verübt hatten. Genau zum Beginn des Gedenkens versuchte die Hamas nach Angaben der israelischen Armee, Israel mit Raketen aus dem abgeriegelten Gazastreifen anzugreifen.

Israelische Kampfflugzeuge hätten den Angriff jedoch vereitelt, indem sie kurz zuvor Abschussanlagen und unterirdische Tunnel der Hamas im gesamten Gazastreifen bombardierten, wie die Armee weiter mitteilte. Von den vier aus dem südlichen Gazastreifen abgefeuert Geschossen seien drei abgefangen worden. Ein Projektil sei in offenes Gelände gefallen. Zuvor hätten die israelische Artillerie und die Luftwaffe in der Nacht Ziele im zentralen Gazastreifen angegriffen, die eine Bedrohung für die in diesem Gebiet operierenden israelischen Truppen darstellten, teilte die israelische Armee weiter mit. (dpa)

Britische Premierminister verurteilt Terrorangriff der Hamas

Zum Jahrestag der Hamas-Terrorattacke auf Israel hat der britische Premierminister Keir Starmer der jüdischen Gemeinschaft seine Solidarität versichert. Der 7. Oktober 2023 sei der finsterste Tag in der jüdischen Geschichte seit dem Holocaust, sagte Starmer einer Mitteilung zufolge. „Wir müssen unmissverständlich an der Seite der jüdischen Gemeinschaft stehen und als Land vereint sein.“ Bei Hass dürfe man nie wegschauen.

„Männer, Frauen, Kinder und Babys wurden von den Terroristen der Hamas getötet, verstümmelt und gefoltert. Juden wurden ermordet, während sie ihre Familien beschützten, junge Menschen wurden bei einem Musikfestival massakriert, Menschen wurden aus ihren Häusern verschleppt“, sagte der Premierminister. Zugleich betonte Starmer: „Wir dürfen auch nicht wegschauen, wenn die Zivilbevölkerung die andauernden, schrecklichen Folgen dieses Konflikts im Nahen Osten erträgt.“ Er forderte ein Ende aller Beschränkungen für humanitäre Hilfe im Gazastreifen und erneut eine Waffenruhe in dem Küstengebiet sowie im Libanon. (dpa)

Deutsch-Palästinensische Gesellschaft fordert Waffenstopp

Der Präsident der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft, Nazih Musharbash, hat die Forderung von Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron nach einem Lieferstopp für Waffen an Israel als einen „überfälligen Schritt zur Beendigung von Krieg und Gewalt“ bezeichnet. „Auch von der Bundesregierung und den USA erwarte ich einen ähnlichen Entschluss“, sagte Musharbash der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ). Nur durch werde Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu dazu veranlasst, „diplomatische Wege und Gespräche für einen umfassenden Frieden statt Kriegsführung zu verfolgen“. (afp)

Staatsmedien: Flugverkehr im Iran wieder aufgenommen

Nach einer vorübergehenden Einstellung ist der Flugverkehr im Iran Behördenangaben zufolge wieder aufgenommen worden. Die Flüge seien seit Sonntag, 23.00 Uhr (Ortszeit, 21.30 Uhr MESZ), wieder in Betrieb und würden „gemäß dem ursprünglichen Programm“ ausgeführt, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Irna am Montag einen Sprecher der zivilen Luftfahrtbehörde. Am Sonntag hatte die Luftfahrtbehörde die Einstellung des Flugverkehrs an mehreren Flughäfen des Landes angekündigt, jedoch keine näheren Angaben dazu gemacht. Aufgrund „betrieblicher Zwänge“ würden die Flüge an einigen Flughäfen bis Montag, 06.00 Uhr (Ortszeit, 04.30 Uhr MESZ), gestrichen, zitierte Irna den Behördensprecher.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte am Samstag in einer Fernsehansprache bekräftigt, dass sein Land auf den jüngsten Raketenangriff auf den Iran militärisch reagieren werde. Der Iran hatte Israel am Dienstagabend zum zweiten Mal binnen sechs Monaten direkt angegriffen. (afp)

Israel greift erneut Süden von Beirut aus der Luft an

Die israelische Armee hat erneut den Süden der libanesischen Hauptstadt Beirut aus der Luft angegriffen. Dabei seien „terroristische Ziele“ der Hisbollah-Miliz und Einrichtungen zur Lagerung von Waffen getroffen worden, hieß es in einer in der Nacht zu Montag veröffentlichten Erklärung. Israelische Kampfflugzeuge hätten Ziele getroffen, die zum Hauptquartier des Hisbollah-Geheimdienstes in Beirut gehörten, erklärte das Militär. Explosionen nach den Angriffen im Gebiet der Hauptstadt hätten zudem auf das „Vorhandensein von Waffen“ hingewiesen. Zuvor hatte ein israelischer Armeesprecher eine Warnung an Bewohner der südlichen Beiruter Vororte Burdsch al-Baradschne und Hadath herausgegeben und diese aufgefordert, die Gebiete zu verlassen.

Die offizielle libanesische Nachrichtenagentur NNA meldete insgesamt vier Angriffe auf den Süden von Beirut. „Feindliche Kampfflugzeuge haben zwei Angriffe auf die südlichen Vororte geflogen, der erste zielte auf das Gebiet von Sainte-Thérèse, der zweite auf das Gebiet von Burdsch al-Baradschne“, hieß es zunächst. Später berichtete NNA von zwei weitere Angriffe, darunter einen „heftigen“ auf den Vorort Hadath. Bereits der Nacht zu Sonntag waren die südlichen Vororte von Beirut nach Angaben von NNA von mehr als 30 Angriffen getroffen worden. (afp)

Beschuss geht weiter

Die Hisbollah setzte ihren Beschuss des Nordens Israels fort. Nach Angaben des israelischen Militärs wurden am Abend zunächst ungefähr fünf Raketen auf die Hafenstadt Haifa abgefeuert. Trotz Abwehrfeuer seien Projektile in dem Gebiet eingeschlagen. Der Fall werde untersucht, hieß es. Laut der „Times of Israel“ wurden fünf Menschen in Haifa durch Granatsplitter verletzt. Bilder zeigten Schäden auf einer Straße. Darauf folgten weitere 15 Raketen aus dem Libanon, von denen einige laut dem Militär abgefangen wurden. Andere gingen nieder. In der Stadt Tiberias wurde laut der „Times of Israel“ eine Person verletzt. (dpa)

Vereinte Nationen: „Unerbittliche Tragödie“ in Nahost

Ein Jahr nach den Terroranschlägen auf Israel hat das UN-Nothilfebüro (OCHA) die vergangenen zwölf Monate im Nahen Osten als „unerbittliche Tragödie“ bezeichnet. „Keine Statistiken oder Worte können das Ausmaß der physischen, psychischen und gesellschaftlichen Zerstörung, die stattgefunden hat, vollständig wiedergeben“, sagte Joyce Msuya, die amtierende UN-Nothilfekoordinatorin. OCHA verurteilte die Anschläge der Hamas und anderer Terrorgruppen auf Israel am 7. Oktober 2023, bei denen etwa 1.200 Menschen getötet und fast 5.500 verletzt wurden. Es verurteilte die Verschleppung von mehr als 200 Menschen in den Gazastreifen. Sie seien dort unter anderem sexueller Gewalt ausgesetzt gewesen.

Die anschließenden israelischen Militärschläge im Gazastreifen hätten eine Katastrophe ausgelöst, hieß es weiter. Mehr als 41.000 Menschen seien nach Angaben der Hamas-Behörden getötet, fast 100.000 teils schwer verletzt worden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) spricht von geschätzt 10.000 weiteren Toten unter den Trümmern. (dpa)

Iran vermisst im Libanon wichtigen Kommandeur

Der Iran vermisst Insidern zufolge einen seiner wichtigsten Verbindungsmänner zu militanten Gruppen wie der Hisbollah im Libanon, der Hamas im Gazastreifen und den Huthis im Jemen. Der Chef der iranischen Kuds-Brigaden, Esmail Kaani, sei nach israelischen Luftangriffen in der libanesischen Hauptstadt Beirut verschollen, sagten zwei hochrangige Vertreter iranischer Sicherheitskräfte der Nachrichtenagentur Reuters. Die Kuds-Brigaden sind die auf Auslandseinsätze spezialisierte Einheit der iranischen Revolutionsgarden. Kaanis Vorgänger Kassem Soleimani war im Jahr 2020 bei einem Drohnenangriff der USA in Bagdad getötet worden.

Einer der beiden Insider sagt, Kaani habe sich am Donnerstag in dem Vorort Dahije im Süden Beiruts aufgehalten. An diesem Tag hatte Israel die Stadt erneut aus der Luft angegriffen. Der Angriff soll dem hochrangigen Hisbollah-Kommandeur Haschem Safieddine gegolten haben, der ebenfalls vermisst wird. Kaani habe sich allerdings nicht mit Safieddine getroffen, sagte der Insider. Auf die Frage, ob Kaani vom israelischen Militär getötet worden sei, sagte ein israelischer Militärsprecher, die Ergebnisse der Angriffe würden noch ausgewertet. Israel habe in den vergangenen Tagen das Geheimdiensthauptquartier der Hisbollah in Beirut angegriffen. Es sei noch unklar, wer sich dort aufgehalten habe. (rtr)

Sprecher: Hisbollah wird einige Zeit kollektiv geführt

Die libanesische Hisbollah-Miliz stellt sich nach dem Tod ihres Chefs Hassan Nasrallah einem Sprecher zufolge bis auf weiteres ohne einen zentralen Anführer auf. „Das Verfahren zur Auswahl eines Nachfolgers für den Generalsekretär braucht Zeit und erfordert entsprechende Umstände“, sagte der hochrangige politische Hisbollah-Vertreter Mahmud Kmati am Sonntag im irakischen Staatsfernsehen. „Aus diesem Grund begnügen wir uns derzeit mit einem vorübergehenden gemeinsamen Kommando.“

Der langjährige Hisbollah-Chef Sajjed Hassan Nasrallah war am 27. September bei einem israelischen Luftangriff auf die libanesische Hauptstadt Beirut ums Leben gekommen. Darüber hinaus hat das israelische Militär zahlreiche weitere Hisbollah-Kommandeure getötet. Der Kommandeur Haschem Safieddine, der als möglicher Nasrallah-Nachfolger gilt, wird seit einem israelischen Luftangriff auf Beirut am Donnerstag vermisst. Nach ihm könne nicht gesucht werden, weil Israel dies verhindere, sagte Kmati. Nasrallahs Leichnam bleibe im Libanon und solle dort beigesetzt werden, sobald die Umstände dies zuließen. (rtr)

Macron und Netanjahu streiten am Telefon

Nach Ärger über eine Forderung nach einem Stopp von Waffenlieferungen haben der französische Präsident Emmanuel Macron und der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sich in einem Telefonat ausgetauscht. Wie der französische Präsidentenpalast mitteilte, bekräftigte Macron in dem offenen und respektvollen Gespräch, dass Frankreichs Engagement für die Sicherheit Israels unerschütterlich sei. Gleichzeitig habe er auch seine Überzeugung geäußert, dass die Zeit für eine Waffenruhe gekommen sei. Macron hatte am Samstag ein Waffenembargo gegen Israel für die Kämpfe im Gazastreifen gefordert. Netanjahu reagierte darauf erbost.

Wie der Präsidentenpalast weiter mitteilte, erinnerte Macron Netanjahu an die Mobilisierung französischer Militärressourcen zu Verteidigung Israels während der Angriffe des Iran in den letzten Monaten. Er habe weiter hervorgehoben, dass Israel, wie jedes andere Land, das Recht habe, sich gegen Terrorismus zu verteidigen. Die Angriffe auf Israel und seine Bürger müssten aufhören, sei es durch den Iran oder seine Hilfstruppen in der Region. Gleichzeitig habe Macron erklärt, dass Waffenlieferungen, die Verlängerung des Krieges in Gaza und seine Ausweitung auf den Libanon nicht die Sicherheit schaffen könnten, die die Israelis und alle in der Region erwarteten. Netanjahu hingegen bekräftigte, dass Israel von seinen Freunden Unterstützung erwarte und keine Beschränkungen, die die iranische Achse des Bösen nur stärken würden. (dpa)

Armeechef nennt militärischen Flügel der Hamas „besiegt“

Nach einem Jahr Krieg gegen die Hamas hält die israelische Armee den militärischen Flügel der radikalislamischen Palästinenserorganisation für „besiegt“. „Ein Jahr ist vergangen, und wir haben den militärischen Flügel der Hamas besiegt“, sagte Armeechef Herzi Halevi am Sonntag in einer Ansprache an seine Truppen zum bevorstehenden Jahrestag des Hamas-Großangriffs auf Israel. Der Angriff hatte den Krieg zwischen Israel und der Hamas ausgelöst. Auch der Hisbollah-Miliz im Libanon habe die israelische Armee einen „schweren Schlag“ versetzt, die pro-iranische Miliz habe „ihre gesamte hochrangige Führung verloren“, sagte Halevi. Er kündigte jedoch an: „Wir hören nicht auf.“ Israel befinde sich einem „langen Krieg“. In diesem Krieg gehe es um „unser Recht, freie Menschen in unserem Land zu sein“.

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu sagte seinerseits bei einem Truppenbesuch an der Grenze zum Libanon: „Gemeinsam werden wir kämpfen, und gemeinsam werden wir siegen“. Die ganze Welt bewundere die „Schläge“, welche die israelischen Streitkräfte den Feinden des Landes versetzt hätten, sagte er den Soldaten. Die Hamas rühmte unterdessen ihren Angriff auf Israel am 7. Oktober vor einem Jahr als „glorreich“. Durch den Angriff seien die „Illusionen“ Israels von „seiner angeblichen Überlegenheit“ zerschmettert worden, sagte der hochrangige, in Katar ansässige Hamas-Vertreter Chalil al-Hajja in einer Videobotschaft. (afp)

Papst betet für Frieden

Sichtlich bewegt hat Papst Franziskus einen Tag vor dem Jahrestag des Hamas-Massakers in Israel vom 7. Oktober 2023 für den Frieden gebetet. Das Oberhaupt von etwa 1,4 Milliarden Katholiken bat die Gottesmutter Maria, den Lärm der todbringenden Waffen zum Schweigen zu bringen, die in den Herzen der Menschen schwelende Gewalt erlöschen zu lassen sowie die Weltgemeinschaft zu einem Handeln zu inspirieren, das dem Frieden dient. Die aktuelle Weltlage bezeichnete Franziskus als Zeit bedrängender Ungerechtigkeit und verheerender Kriege. „Bitte für unsere gefährdete Welt, dass sie das Leben schützt und den Krieg verbannt, dass sie sich der Leidenden, der Armen, der Wehrlosen, der Kranken und Bedrängten annimmt und unser gemeinsames Haus hütet“, sagte er beim Rosenkranzgebet für den Weltfrieden in der Basilika Santa Maria Maggiore in Rom vor zahlreichen Gläubigen.

Der Pontifex erwähnte in seinem Gebet keinen einzelnen Krieg. Am Mittag rief er jedoch nach dem Angelus-Gebet angesichts der Lage in Nahost zu einem „sofortigen Waffenstillstand an allen Fronten, auch im Libanon“ auf. Mit Blick auf den Jahrestag des Hamas-Terrorangriffs an diesem Montag sprach er den Menschen in Israel sein tiefes Mitgefühl aus. Diesen Montag hat Franziskus außerdem zu einem Tag des Fastens und Betens für den Frieden erklärt. (dpa)

Israels Präsident an Iraner und Libanesen: Steht auf

Der israelische Präsident Izchak Herzog hat die Menschen im Nahen Osten aufgerufen, auf Veränderungen der Machtverhältnisse in ihren Ländern zu dringen. In einem Interview mit dem Sender Al-Arabia sagte Herzog: „Ich rufe das libanesische Volk, das iranische Volk, die Menschen aller unterdrückten Nationen in der Region auf, aufzustehen und zu verstehen, dass wir, wenn wir dieses Reich des Bösen bewegen, wenn wir ihm entgegentreten, sicherlich auf eine bessere Zukunft hoffen können.“ Herzog sprach von der Möglichkeit einer Nato-ähnlichen Struktur in der Region, „die den Radikalismus blockiert.“ Im gegenwärtigen Krieg versuche Israel, „die Gleichung zu ändern und den Menschen im Nahen Osten Hoffnung zu bringen“, sagte Herzog und betonte: „Wir alle sind Kinder Abrahams.“

Vor wenigen Tagen hatte sich bereits Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu mit einer in sozialen Medien übertragenen Videobotschaft in englischer Sprache an die Iraner gewandt und appelliert: „Lasst nicht zu, dass eine kleine Gruppe fanatischer Gotteskrieger eure Hoffnungen und Träume zertrümmert.“ (dpa)

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