Standortschließungen bei Coca-Cola: Mehr als 500 Jobs verschluckt
Hunderte Jobs sollen bei Coca-Cola im Jahr 2025 gestrichen werden. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten wirft dem Getränkeriesen Profitgier vor.
![Abgefüllte Cola-Flaschen auf einem Produktionsband Abgefüllte Cola-Flaschen auf einem Produktionsband](https://taz.de/picture/7275596/14/36678150-1.jpeg)
Kritik kam prompt von der NGG, der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten. „Coca-Cola verdient weltweit viel Geld, dennoch werden in Deutschland durch die erneuten Standortschließungen 500 Arbeitsplätze vernichtet“, sagte der stellvertretende NGG-Vorsitzende Freddy Adjan. „Da entsteht der Eindruck, dass es nicht um wirtschaftliche Notwendigkeit, sondern um reine Profitgier auf Kosten der Beschäftigten geht.“ Coca-Cola setze außerdem in Deutschland immer weniger auf regionale Wertschöpfung. Das sei weder nachhaltig, „noch ökologisch sinnvoll“.
Geht es nach dem Getränkeriesen, sollen 505 Arbeitsplätze wegfallen, 207 an andere Standorte verlagert werden und 78 neue Jobs entstehen. Man wolle sich „im anhaltend wettbewerbsintensiven Marktumfeld kosteneffizienter aufstellen, den Veränderungen in der Getränkelogistik begegnen und die Auslastung im deutschen Produktions- und Logistiknetzwerk weiter stärken“, erklärte CCEP.
Von Schließungen betroffen sind Standorte in Köln, Neumünster, Hohenschönhausen, Memmingen und Bielefeld. In Köln, wo Coca-Cola einen Produktions- und Logistikstandort betreibt und rund 600 Menschen beschäftigt, soll die Produktion zum 31. März 2025 eingestellt werden. Mit vier Betrieben sei die Standortdichte im Westen sehr hoch, hieß es. Köln sei mit zwei Produktionslinien zudem der kleinste Betrieb, Wachstumsmöglichkeiten hätten gefehlt. Mit der Schließung soll die Auslastung der anderen Standorte gestärkt werden.
Auch an den Logistikstandorten in Neumünster, Berlin-Hohenschönhausen und Bielefeld ist am 31. März des kommenden Jahres Schluss, in Memmingen am 31. Dezember 2025.
„Schmerzhaft für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“
„Uns ist bewusst, dass die geplanten Veränderungen schmerzhaft für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind. Umso wichtiger ist es uns, alle beabsichtigten Veränderungen sozial verantwortungsvoll und transparent umzusetzen“, sagte der Geschäftsführer Customer Service & Supply Chain bei CCEP, Tilmann Rothhammer.
Betriebsbedingte Kündigungen sollen demnach „möglichst vermieden“ werden. Das Unternehmen kündigte an, „zeitnah“ Gespräche mit Arbeitnehmervertretern führen zu wollen. Die NGG forderte das Unternehmen auf, Verantwortung zu übernehmen und gemeinsam „an einer tragfähigen Zukunft zu arbeiten“.
Begründet wird der Schritt auch mit einer veränderten Getränkelogistik. Große Handelspartner stellten demnach verstärkt von Direktbelieferung auf die Belieferung über das Zentrallager um, kleinere Kunden bestellen zunehmend über den Getränkefachgroßhandel. In der Folge würde die Zahl der direkten Kunden und Bestellungen sowie das Lagerausgangsvolumen an den Logistikstandorten deutlich sinken.
Coca-Cola Europacific Partners ist nach eigenen Angaben das größte Getränkeunternehmen in Deutschland und beschäftigt hierzulande etwa 6.500 Mitarbeiter an 27 Standorten, davon 14 Produktionswerke.
In Deutschland ist das Unternehmen für Abfüllung, Verkauf und Vertrieb der Getränke des US-Konzerns zuständig. Vor einigen Monaten hatte CCEP verkündet, im Jahr 2023 mit 4,1 Milliarden Litern Getränken einen Rekord-Absatz erzielt zu haben. „Wir schauen auf ein sehr gutes Jahr in Deutschland zurück, in dem wir das Angebot unserer beliebten Getränke vor allem im Lebensmittelhandel, bei Discountern und in Tankstellen deutlich ausgebaut haben“, sagte Geschäftsführer John Galvin.
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