Nachruf auf Sänger Kris Kristofferson: Würde für die Besitzlosen

Kris Kristofferson schrieb mit seinen legendären Zweizeilern Popgeschichte, dazu war er Schauspieler. Nun ist der Sänger mit 88 Jahren gestorben.

Kristoffersen mit Mundharmoniker und Mikrofon

Kris Kristofferson, 2017 beim Glastonbury Festival in England Foto: Dylan Martinez/reuters

„Freedom’s just another word for/ Nothing left to lose“ – mit dieser Zusammenfassung des „Lachender Vagabund“-Mythos, die dem Besitzlosen immerhin die Würde des Freiheitsgewinners verleiht, die aber auch jeder Kredithai, Miethai oder Arbeitsplätze abbauende Turbokapitalist sofort lächelnd unterschreibt, gelang Kris Kristofferson einer der meistzitierten Zweizeiler der Popgeschichte.

Dass der Song „Me And Bobby McGee“ in der Version von Janis Joplin zum Nr.-1-Hit und in der Folge zu einem der erfolgreichsten Songs der 1970er wurde, lag nicht zuletzt an der schlauen Idee Kristoffersons, mit „Bobby“ einen sowohl für Frauen wie für Männer gebräuchlichen Namen zu verwenden.

Zwei weitere Welthits gelangen dem gar nicht besonders produktiven Kristofferson: „Sunday Mornin’ Comin’ Down“ (mit einem weiteren legendären Zweizeiler: „The beer I had for breakfast wasn’t bad/So I had one more for dessert“) brachte Johnny Cash 1970 an die Spitze der Country-Charts; „Help Me Make It Through The Night“ wurde in der Version von Sammi Smith 1972 mit zwei Grammys ausgezeichnet.

Dass seine Songs von anderen In­ter­pre­t*in­nen zu Hits gemacht wurden, mag daran liegen, dass Kristoffersons Stimme ein wenig dünn und uncharakteristisch klang. Nach der Hitsphase in den frühen 1970ern vernachlässigte er seine Musikkarriere ohnehin zugunsten des Kinos. Martin Scorsese gab ihm 1974 die männliche Hauptrolle in „Alice Doesn’t Live Here Anymore“, an der Seite von Barbra Streisand war er 1976 in „A Star Is Born“ zu sehen und 1980 spielte er die Hauptrolle in Michael Ciminos legendärem Rekordflop „Heaven’s Gate“.

Mit der Musikkarriere ging es erst in den 1990ern wieder aufwärts, als Kristofferson an der Seite von Johnny Cash, Willie Nelson und Waylon Jennings als The Highwaymen drei Alben aufnahm und die Welt bereiste. Kristofferson starb am 28. September 88-jährig zu Hause in seiner Wahlheimat Maui auf Hawaii.

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