Mehr Superalte in Deutschland: Die Hundertjährige, die zu Hause lebt

In Deutschland lebt ein Viertel mehr mindestens 100-Jährige als elf Jahre zuvor. Die Mehrheit wohnt zu Hause, aber der Bedarf an Heimen bleibt.

Eine Gruppe älterer Menschen

Wir sind mehr: Se­nio­r:in­nen in Deutschland Foto: Jens Wolf/dpa

Berlin taz | Die Zahl der mindestens Hundertjährigen in Deutschland ist in den vergangenen zehn Jahren deutlich gestiegen. Wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte, lebten am 15. Mai 2022 knapp 16.800 mindestens Hundertjährige im Land – das waren 3.400 oder rund 25 Prozent mehr als noch vor elf Jahren. Das geht aus neuesten Auswertungen des Zensus 2022 hervor.

Verbesserte Lebensumstände, steigender Wohlstand und medizinischer Fortschritt trügen unter anderem dazu bei, dass die Bevölkerung in Deutschland immer älter werde, heißt es weiter vom Statistischen Bundesamt. Bei Männern ist das Erreichen eines dreistelligen Alters aber nach wie vor die krasse Ausnahme. 85 Prozent der mindestens Hundertjährigen sind Frauen.

Das große Wachstum macht sich nicht nur an der obersten Spitze der Alterspyramide bemerkbar. Noch wesentlich stärker ist der Zuwachs in der Gruppe der über 80-Jährigen. In dieser Altersklasse wurden beim Zensus 2022 6.041.171 Menschen gezählt, ein Anstieg um 42 Prozent gegenüber der letzten Zählung 2011.

Und der Trend wird sich in den kommenden Jahrzehnten noch fortsetzen. Wie aus einer Alterspyramide des Statistischen Bundesamts hervorgeht, waren im Jahr 1950 nur 1 Prozent der in Deutschland Lebenden älter als 80 Jahre. Aktuell sind es schon gut 7 Prozent. Und in 20 Jahren werden diese sehr Alten sogar 12 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen. Ein Wert, der laut Hochrechnungen der Statistiker dann über Jahrzehnte nicht wieder sinken wird.

Bedarf an Pflegeeinrichtungen für Superalte bleibt

Umso wichtiger ist es, dass sich die Gesellschaft auf die Welle der Alten vorbereitet. Auch dafür liefern die Zahlen der Bundesstatistiker Hinweise. So dürfte zum Beispiel der Bedarf an barrierefreien Wohnungen deutlich steigen. Denn die über 100-Jährigen leben mittlerweile häufiger im eigenen Zuhause als früher: Der Anteil ist gegenüber dem Zensus 2011 um 10 Prozentpunkte auf 59 Prozent gestiegen.

Andererseits waren knapp 7.000 Personen in Gemeinschaftsunterkünften wie zum Beispiel Alten- und Pflegeheimen untergebracht. Diese Zahl ist gegenüber 2011 nahezu unverändert. Zwar bleiben die Superalten wegen der besseren Gesundheit offenbar länger selbstständig. Weil ihre Zahl aber insgesamt deutlich gestiegen ist, sinkt der Bedarf an Seniorenunterkünften nicht.

Die über 100-Jährigen bevorzugen übrigens offenbar ein Leben in der Großstadt. Mehr als ein Drittel wohnte laut Statistischem Bundesamt in Großstädten mit einer Bevölkerung ab 100.000 Menschen. Das seien 4 Prozentpunkte mehr als bei der Gesamtbevölkerung.

Auf dem Land, also in Gemeinden unter 5.000 Einwohner:innen, waren 10 Prozent der Altersgruppe 100+ wohnhaft, während 14 Prozent der gesamten Bevölkerung dort lebten. Die Superalten meiden also eher ländliche Gemeinden.

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