: Busemann will etwas gegen Rechtsextremismus tun
NAZIS Niedersachsens Justizminister will Straftaten mit rechtem Hintergrund schwerer bestrafen
Wer Neonazis resozialisieren will, muss auf Leidensdruck und Freiwilligkeit setzen. So arbeitet auch die „Niedersächsische Aussteigerhilfe Rechts“. In sieben Jahren haben sich 115 Ausstiegswillige an das Projekt gewandt. Stefan, der aus Gründen des Personenschutzes anonym blieb, ist einer von drei festen Mitarbeitern. Er trat gestern mit Justizminister Bernd Busemann (CDU) und dessen Kollegin Angela Kolb (SPD) aus Sachsen-Anhalt vor die Presse. Die Länder wollen im Kampf gegen Rechtsextremismus enger zusammenarbeiten.
Kolb interessierte sich für die „Aussteigerhilfe“, Busemann unterstützt Kolbs Absicht, den Paragraf 46 des Strafgesetzbuches zu verschärfen. Er regelt die Strafzumessung und soll um die Begriffe „Fremdenfeindlichkeit“ und „Rassismus“ erweitert werden. Somit liege es im Ermessen des Richters, Straftaten mit rechtem Hintergrund schwerer zu werten, so Busemann. Kolb sagte, dass es in Sachsen-Anhalt Probleme in Polizei- und Richterkreisen gegeben habe, Nazi-Übergriffe als solche einzuordnen.
Niedersachsen geht von 700 gewaltbereiten Rechtsextremen im Land aus, die Szene umfasse insgesamt 2.700 Personen. Stefan sagte, durchschnittlich 80 Prozent der Ausstiegswilligen könne man in die Betreuung bringen, 53 Prozent gelinge die endgültige Abnabelung. Die Rückfallquote betrage drei Prozent. Das sei gut, aber noch viel zu viel, so Stefan.MICHAEL QUASTHOFF
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen