Podcast über Ausbeutung: Zerfallende Insel
Ein neuer Doku-Podcast erzählt von dem tragischen Schicksal der Insel Nauru, seitdem britische Seefahrer dort Bodenschätze gefunden haben.
Eine Insel von unsäglichem Reichtum? Das ist Zeug für Utopien – oder für einen Podcast. „Enden – Pleasant Island“ ist das neue Kollaborationsprojekt des jungen Berliner Museums Futurium mit dem mehrfach preisgekrönten Film- und Podcaststudio Undone.
Das hervorragende Handwerk des Teams hinter dem Doku-Podcast fällt früh beim Reinhören auf: Mit einer sanften, sonoren Stimme setzt die Erzählung der ersten Staffel von „Enden“ an. Ein junges Reporterteam macht sich auf den Weg nach Nauru, einer kleinen Insel im Pazifischen Ozean.
Durch atmosphärische Audiomitschnitte begibt man sich mit ihnen auf die Reise; am Flughafen hören wir den Aufruf zum Gate, nach der Ankunft das Radio durch den Lautsprecher des Autos scheppern. Doch was ist das für eine Insel, und warum lohnt es sich, ihre Geschichte zu hören?
Nauru ist nicht nur die kleinste Republik der Erde, sondern beheimatete in den 80er Jahren auch die reichste Bevölkerung der Welt. Durch jahrhundertealte Ablagerungen von Vogelkot reicherte sich hier Phosphat an. Der Rohstoff, ein weltweit begehrtes Düngemittel, ermöglichte den Menschen ein Leben im Luxus. Heute sind die natürlichen Vorkommnisse erschöpft, und die Bewohner*innen der Insel sind gezeichnet von Armut und Suchtkrankheiten.
Der Podcast schafft es, mit einer unmittelbar erfahrbaren, lebhaften Erzählung aufzuzeigen, wie kapitalistische Interessen Korruption nach sich ziehen, lokale Lebensräume und -praktiken zerstören und gesundheitliche Krisen in der Gesellschaft auslösen.
Bei der Geschichte der Insel handelt es sich letztlich also nicht im Geringsten um eine verwirklichte Utopie. Vielmehr erscheint das Schicksal von Nauru als Allegorie auf die Lebensfeindlichkeit gewinnoptimierter Gier. Die Reise zeigt die verheerenden Folgen des Konsumismus auf – und führt folglich direkt zurück zu uns.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!