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Praxisnah und teuer

Journalisten sollen in Zukunft nicht mehr an der Uni, sondern an der Media School ausgebildet werden

Michael Beuthner ist als einer der Ersten gegangen. Noch im vergangenen Semester unterrichtete der Dozent am Institut für Journalistik und Kommunikationswissenschaft (IJK) der Uni Hamburg. Jetzt steht er auf der Gehaltsliste der Hamburg Media School (HMS) – hier konzipiert er den neuen Edel-Studiengang Journalismus: Pro Jahr kostet der 6.000 Euro an Gebühren. Fragen zum Studiengang beantwortet Beuthner nicht: „Da müssen Sie sich an die Öffentlichkeitsabteilung wenden.“ Auch die Frage, ob die Arbeit an der HMS schöner ist als am IJK, mag er spontan nicht beantworten.

Denn bei Beuthners altem Arbeitgeber gehen langsam die Lichter aus: Der Hauptfachstudiengang Journalistik wird eingestellt. Schon heute reichten die Kapazitäten nicht mehr aus – die Lehrenden hätten freiwillig Überstunden gemacht und damit die Forschung vernachlässigt, so Steffen Kolb, wissenschaftlicher Mitarbeiter am IJK. Auch er hat mittlerweile eine halbe Stelle an der HMS.

Ungefähr so hatte sich die Dohnanyi-Kommission die Zukunft des IJK vorgestellt: Sie empfahl, den Studiengang zugunsten der gemeinsam von Wirtschaft und Stadt finanzierten Media School einzustellen. Professor Hans J. Kleinsteuber schüttelt über die mangelnde Akzeptanz des Studiengangs seitens der Politik den Kopf: „Auf einen Studienplatz kommen bei uns zehn Bewerber, im jüngsten Uni-Ranking hat unser Fachbereich gut abgeschnitten.“ Keine fachlichen Mängel sprächen gegen das IJK – Kleinsteuber lehnt sich zurück und sagt: „Das ist alles politisch so gewollt.“

Was dem IJK bleibt, ist ein Flickenteppich an Beteiligungen. Das Institut leiht Lehrkapazitäten für den Masterstudiengang an der HMS aus. Außerdem wird sich das IJK an Modulen anderer Studiengänge beteiligen, um Veranstaltungen das prestigeträchtige Label „Medien“ aufzudrücken. Und die Studenten eines internationalen Masterstudiengangs sollen auch in Hamburg Station machen.

2007 will das IJK einen eigenen Masterstudiengang anbieten. Dessen Ausrichtung wird, um sich von der HMS zu unterscheiden, theorielastiger sein, befürchtet die Journalistik-Fachschaft: Dabei hatten sich die Studenten in einer Befragung eher mehr Praxisbezug gewünscht, so Sonja Norgall vom Fachschaftsrat. Wer den will, muss in Zukunft zur HMS: Die Journalistengewerkschaft dju nennt das „Kommerzialisierung der Journalistenausbildung“. Kleinsteuber drückt es noch drastischer aus: „Die Zeiten einer kostenlosen praktischen Journalistenausbildung sind in Hamburg zu Ende.“ Marc-André Rüssau

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