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A 380: Bei einer Notlandung wird es eng

Die Flughäfen sind auf Riesenflieger nicht vorbereitet. Die logistischen Probleme bei einem medizinischen Notfall sind enorm, warnen Piloten

Wenn es darum geht, Größe zu demonstrieren, lässt sich Europa nicht lumpen. Deutlich abzulesen am A 380, dem von Airbus Industries als „Flugschiff des 21. Jahrhunderts“ titulierten Passagierflugzeug. Doch in die euphorischen Höhenflug-Gesänge über das „Symbol für die Innovationskraft Europas“ oder das „Gemeinschaftswerk von herkulischem Ausmaß“, (Deutschland Online, Organ des Auswärtigen Amtes) mischen sich von Beginn an Misstöne. Und sie kommen ausgerechnet aus dem Lager derer, die tagtäglich abheben: der Pilotenvereinigung Cockpit, dem „Berufsverband der Verkehrsflugzeugführer und Flugingenieure in Deutschland“.

Der sieht für die Praxis eine Menge ungelöster logistischer Probleme. Was geschieht beispielsweise, wenn in einem A 380 ein medizinischer Notfall eintritt, der eine Zwischenlandung erfordert? Der Frage ist jetzt ein Expertenteam im Wissenschaftsmagazin New Scientist auf den Grund gegangen. Dessen Fazit: Viele Fragen bleiben schlichtweg unbeantwortet.

Während der A 380 in der Werbeversion mit rund 555 Passagieren an Bord mit luxuriösem Ambiente in die Lüfte schwebt, werden angesichts des Konkurrenzkampfs um Kunden und Preise eher die abgespeckten Versionen von den Fluggesellschaften geordert. Die aber verfügen über 880 Sitze und befördern damit mehr als doppelt so viele Personen wie das Flaggschiff der Konkurrenz, die Boeing 747. Für die Flugsicherheit bleibt das aber nicht ohne Konsequenzen.

Denn damit verdoppelt sich auch das Risiko eines medizinischen Notfalls. Einem britischen Regierungsbericht aus dem Jahr 2000 zufolge kommt es nämlich bei einem von 1.400 Passagieren zu einem Notfall. Eine jüngst fertig gestellte US-Studie geht davon aus, dass in acht Prozent der Fälle der nächst gelegene Flughafen angesteuert werden muss. Dem internationalen Reglement entsprechend liegt die Entscheidung darüber beim Kapitän.

Während Airbus-Sprecher meinen, eine Landebahn mit 45 Meter Breite würde für eine sichere Landung eines Riesen-Jet mit 80 Meter Flügelspannweite völlig ausreichen, sind Flugkapitäne davon nicht zu überzeugen.

„Um mit dem Airbus landen zu können, ist eine 60 Meter breite Landebahn erforderlich. Die aber haben weltweit nur etwas mehr als 20 Flughäfen“, meint Markus Kirschneck, Vorstand der Pilotenvereinigung Cockpit. Sicherheitsrisiken sieht – bei aller Bewunderung für die technischen Fortschritte des A 380 – auch Dennis Dolan, Präsident des Internationalen Verbandes der Flugzeugführer (Ifalpa). Er befürchtet, dass eine Vielzahl von Flughäfen zugunsten wirtschaftlicher Erwägungen Abstriche an den gesetzlichen Sicherheitsstandards machen werden.

Außer der 60 Meter Landebahnbreite braucht ein Flugzeug der Kategorie „F“ längere als die üblichen Rollwege, größere Kreuzungen, Gate- und Parkpositionen sowie Abfertigungskapazitäten. Auch da sehen die Verantwortlichen bei Airbus keine gravierenden Probleme. Die herkömmlichen Gangways würden ausreichen, um am ersten Deck die Passagiere zu erreichen, heißt es lapidar. Auch würde es völlig ausreichen, wenn bei einem medizinischen Notfall das Flugzeug abseits der Terminals zum Stehen käme.

Pilot Kirschneck denkt einen Schritt weiter. „Schließlich müssen wir sicher stellen, dass nach einer Notlandung alle Passagiere schnell genug aus dem Flugzeug rauskommen.“ So sieht das auch Joan Sullivan Garrett, Vorstandsvorsitzende von Medair, einem Unternehmen, das medizinische Assistenz für die 80 größten Fluggesellschaften anbietet. „Piloten sind für das Wohl der Passagiere verantwortlich. Eine Umleitung eines Passagierflugzeugs auf einen unpassenden Flughafen ist sehr problematisch“, resümiert die Expertin, die auf eine Reihe solcher Fälle verweist.

So ist bekannt, dass sich aus Sicherheitsgründen 80 Prozent der Flüge der Boeing 747 auf 37 Flughäfen konzentrieren. Faroll Khan vom Institut für Gesundheit im Flugwesen in Oxford kennt die Lösung: Sie hält es bei einer solch hohen Passagierzahl für notwendig, dass medizinisches Personal mitfliegt. Darüber allerdings schweigen sich die Fluggesellschaften aus.

STEPHANUS PARMANN

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