Neue Musik aus Berlin: Vom Bass transportiert

Ob Pop oder Instrumental-Experimente, Martina Berther entlockt Musiknstrumenten besondere Töne. Da kann ein Bass schon mal wie eine Violine klingen.

Die Musikerin und Komponistin Martina Berther Foto: (c) Alexandra Baumgartner

Wie man dem elektrischen Bass filigrane Töne beibringt, demonstriert die Komponistin Martina Berther in einem Video: Zuerst greift die Musikerin zu einer Stimmgabel und klemmt sie mit einem Zinken zwischen das Griffbrett und die Basssaiten; diese bespielt sie mit einem Splash-Becken dergestalt, dass sie den Außenrand über die Saiten rollt.

Das dreiteilige neue Instrument klingt wie das Perlen einer gezupften Violine. „Cymbal“ heißt das Stück, es ist eine der insgesamt 12 Vignetten, die Berther aus einer insgesamt 90-minütigen Aufnahme für ihr Solo-Debüt „Bass Works: As I Venture Into“ destilliert hat.

Berther ist in Pop wie in experimenteller Musik versiert. Das Spektrum ihres knapp halbstündigen Instrumental-Albums reicht von Stücken, in denen das Saiteninstrument Bass noch als solches zu erkennen ist, bis hin zu solchen, in denen der Bass als Basis akustisch kaum mehr auszumachen ist: Den rauen Folk-Schleifen der Komposition „Silverneck“, in die sich ein Orgelton mischt, steht das mit drei Minuten übrigens längste Stück „Rhythm Sponge“ gegenüber: Der Rhythmusschwamm hat etwas von einem Schwerlasttransport, der in der Ferne durch den Regen brettert.

Martina Berther: „Bass Works: As I Venture Into“; Die Remixe: Martina Berther & Vic Bang: „Brass Woks“ (beide Kit Records); Live: Martina Berther / Contagious, 31. 8., 20.30 h, Biegungen im Ausland

Das frappierende Material dieser offenen Kammermusik hat die Klangkünstlerin Vic Bang in zweimal vierminütige Remixe überführt, in denen das Traumverlorene und das Dräuende einen Tanz wagen dürfen. Gut möglich, dass das auch passiert, wenn Martina Berther in einem Doppelkonzert mit dem geistesverwandten Trio Contagious die Herbstsaison im Prenzlauer Berger Experimental-Klub Ausland eröffnet.

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Robert Mießner, geboren 1973 in Ost-Berlin. Studium der Neueren und Neuesten Geschichte, Philosophie und Bibliothekswissenschaft. Flaniert und notiert, hört zu und schreibt auf.

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