Somalia unter Schock: Blutbad am Strand

In Mogadischu sterben bei einem Selbstmordanschlag 37 Menschen. Regierung macht die islamistischen Shabaab-Rebellen verantwortlich.

Mogadischus beliebter Lido Beach, hier auf einer Aufnahme von 2015, war das Ziel des Selbstmordanschlags vom Freitag.

Mogadischus beliebter Lido Beach, hier im Jahr 2015, war Ziel des Selbstmordanschlags vom Freitag Foto: Mohamed Odowa/dpa

BERLIN taz | Der schwerste Selbstmordanschlag in Somalias Hauptstadt Mogadischu seit fast zwei Jahren hat nach neuesten Behördenangaben vom Sonntag 37 Tote gefordert. Weitere 212 Menschen wurden verletzt, als sich ein Selbstmord­attentäter am Freitagabend am beliebtesten Vergnügungsstrand der Millionenstadt in die Luft sprengte und weitere Terroristen daraufhin versuchten, die Hotels und Restaurants am Strand zu stürmen. Der Vergnügungskomplex Lido Beach am Indischen Ozean war zum Zeitpunkt des Anschlags voller Menschen.

„Alle brachen in Panik aus und es war schwer zu wissen, was los war, denn die Schüsse begannen sofort nach der Explosion“, zitierte die Nachrichtenagentur AFP einen Augenzeugen. Fotos und Videos vom Tatort zeigen Leichen und Verletzte im Sand und panisch herumirrende Menschen in der Dunkelheit.

Somalias Regierung machte für den Anschlag die islamistischen Shabaab-Rebellen verantwortlich, die seit Jahren gegen die Regierung und die auf deren Seite stationierten afrikanischen Eingreiftruppen kämpfen.

Seit 2011 sind die Rebellen nicht mehr in Mogadischu präsent, aber sie kontrollieren bis heute weite Teile des Umlands, trotz einer 2022 begonnenen Großoffensive der Eingreiftruppe ATMIS der Afrikanischen Union (AU).

UN-Sicherheitsrat: Zunahme der Anschläge seit Januar

Diese Offensive ist zuletzt ins Stocken geraten, weil Somalias Präsident Sheikh Mohamed Hassan den Abzug der AU-Truppe wünscht und diese bereits ein Viertel ihrer ursprünglich 19.000 Soldaten nach Hause geschickt hat.

Der jüngste Somalia-Bericht des UN-Sicherheitsrats von Anfang Juni vermeldete allein für die vier Monate ab 25. Januar 166 Sprengstoffanschläge in Somalia mit zusammen 300 Opfern – eine deutliche Zunahme gegenüber dem Vorjahreszeitraum. In der Folge vereinbarte Somalias Regierung mit der AU eine Verlangsamung des laufenden ATMIS-Abzugs.

Sie besteht allerdings darauf, dass Äthiopiens Kontingent Somalia vollständig verlässt – die beiden Regierungen sind verfeindet. Mehrere Regionalregierungen im Süden Somalias haben sich wiederum gegen einen Abzug Äthiopiens ausgesprochen.

Spannungen mit Äthiopien helfen der Shabaab

Die resultierenden Spannungen erleichtern es den Shabaab offenbar, sich zu reorganisieren. In Mogadischu waren sie seit einer verheerenden Anschlagsserie im Oktober 2022 nicht mehr nennenswert in Erscheinung getreten.

Jetzt fühlten sie sich sicher genug, vor dem Anschlag auf Lido Beach eine Warnung zu veröffentlichen. „Jeder Ort, wo sich Ungläubige versammeln, ist ein Ziel für die Mudschahedin; bleibt weg“, appellierte ein Shabaab-Kämpfer per Video an seine somalischen Landsleute. Er soll selbst einer der Attentäter vom Freitag sein.

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