Social-Media-Trend „Budots“: Sound der philippinischen Straße
Ein Tanzstil erobert aktuell Tiktok. Egal ob Buchhandlung oder US-Politikerin: Alle tanzen mit. Woher „Budots“ kommt, wissen die wenigsten.
Langsam auf der Stellen laufen. Beine und Arme nach oben werfen. Dazu ein elektronischer Beat und ein hochgepitchter Songtext „Emergency, Emergency, paging Dr. Beat“. Fertig ist ein Tanzvideo, in dem Leute meist Outfits präsentieren. Aktuell machen bei diesem Trend auf Tiktok Millionen mit. Vom Buchladen Hugendubel bis zum Management von US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris.
Was die Clips so einprägsam macht, ist die Musik. Sie klingt, als wäre sie in einer Telefonzelle aufgenommen worden. Was wir seit Wochen auf Social Media hören, ist Budots. Das Subgenre kommt aus der Stadt Davao auf der philippinischen Insel Mindanao.
Es entstand Anfang der 00er als Tanz, der zum Sound der Großstadt performed wurde zu lauten Straßen, Motorrädern und elektrischem Surren. Bewegungstechnisch charakteristisch ist eine tiefe Hocke. Dabei öffnet und schließt man die Knie. Die Arme machen Pantomime von Dingen, die man auf den Straßen sieht: Kühe oder Kleberschnüffeln, denn der Tanz wurde vor allem mit der Drogenszene der Stadt assoziiert.
Einer, der maßgeblich für Erfindung des dazugehörigen Musikgenres verantwortlich ist, ist DJ Love aka Sherwin Calumpang Tuna. Er begann in den 2010ern Lieder zu produzieren, die zum Budots-Tanz passten. Damit schaffte er es sogar in den Boiler Room. Sein Rezept: Er mischte die Straßengeräusche mit 140 bpm. Nichts ist dabei zu ausgefallen, in seinem Set hört man Handyklingeln und Hahnenkrähen.
Auch Politiker tanzen zum Sound
Meme-Charakter hatte die Musik auf den Philippinen übrigens schon lange vor dem Tiktok-Trend, etwa weil Politiker Budots tanzten, um Nähe zur Jugendkultur vorzugaukeln. Auch wenn die steifen Bewegungen auf Tiktok nichts mehr mit dem ursprünglichen Tanz zu tun haben, ist es doch schön, dass das Genre auch seinen Anklang in der heutigen Jugendkultur findet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen