Datingshow „Love is Blind: UK“: Suche der Normschönen

Die erste Staffel „Love is Blind: UK“ funktioniert genauso gut wie das US-Original. Der Erfolg der Reality-Serie geht weiter.

Im britischen Ableger des US-Erfolgs „Love is Blind“ führen die Teilnehmenden auch ernste Gespräche Foto: Tom Dymond

Liebe auf den ersten Blick ist out. Stattdessen verliebt man sich jetzt, ohne die andere Person zu sehen, wie in „Love is Blind“. Die Erfolgsrealityserie aus den USA, die schon Ablegerinnen in mehreren Ländern gefunden hat, ist jetzt auch in England angekommen. Das Konzept bleibt das Gleiche.

„Love is Blind“ funktioniert so: 15 Männer und 15 Frauen (denn in der Show sind alle Heteros) daten sich in sogenannten Pods. Das ist ein kleiner Raum, der durch eine dünne Wand von einem weiteren Raum getrennt ist. So können sich je zwei Kandidat_innen kennenlernen, hören einander, aber sehen sich eben nicht.

Wenn sie sich verlieben, beendet ein Heiratsantrag die blinde Phase. Nimmt die Frau (ja, es ist immer die Frau) den an, dürfen sich die Verlobten zum ersten Mal sehen. Danach verbringen sie mit allen anderen Paaren Zeit in einem Urlaubsressort, wohnen eine Weile in einem Haus zusammen und müssen dann nach vier Wochen entscheiden, ob sie heiraten wollen oder nicht. So weit, so irrsinnig.

Nicht so ganz überraschenderweise sind alle Teilnehmer_innen natürlich absolut normschön, wie bei jeder Realityshow. Eine richtige Fallhöhe gibt es also nicht. Trotzdem empfinden die Kandidat_innen es als total bedeutungsvoll, nicht aufgrund von oberflächlichen Kriterien zu entscheiden, wen sie denn weiter daten wollen. In erschreckend kurzer Zeit, hört man L-Bomben, das erste „Ich liebe dich“ (!), durch die Wand. Überraschend ist dabei, dass das nicht gescriptet wirkt. Denn die Date-Gespräche sind meist verblüffend ernst.

Ernste Gespräche für die Liebe des Lebens

Fast wie in einer freudianischen Therapie auf einem Sofa ins Leere monologisierend, reden die Verliebten auf beiden Seiten über verstorbene Verwandte, Traumata, Ängste, Wünsche und so weiter. Überhaupt kann man beobachten, wie enttabuisiert Gespräche über mentale Gesundheit mittlerweile sind.

Oder wie normal es selbst im oft machohaften Reality-TV ist, dass weinende Männer von anderen Männern getröstet werden. Bleibt nur zu hoffen, dass dieses emotionale Auf und Ab keine Wunden hinterlässt, die es dann in einer echten Therapie zu heilen gilt.

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