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Konzertempfehlungen für BerlinMehr Wumms auf die Bühne

Im sogenannten Humboldtforun wird musikalisch durchgelüftet, bei Hošek Contemporary wird es meditativer, im://about blank ist alles „Tutti Blanci“.

Abeneko & The Positive Mind musizieren für den Weltfrieden Foto: promo

D urchlüften muss man seine Gemächer ja an diesen oft schwülen Tagen öfter mal – um dann festzustellen, dass das kaum Erleichterung bringt. Also lieber gleich sich selbst Durchlüften. Seit vergangener Woche läuft die gleichnamige Veranstaltungsreihe: an drei Abenden die Woche, immer von Donnerstag bis Samstag, wie schon in den vergangenen drei Sommern.

Im Angebot ist jeweils ein Hauptact, eingerahmt von DJs oder Support. Insgesamt werden es zwölf Abende, an dem man kostenfrei Interessantes aus aller Welt kennenlernen darf. Kuratiert wird das Ganze von der Amerikanerin Melisa Perales, die seit 1997 Teil des Schokoladen-Kollektivs ist und auch in anderen Kontexten schöne Konzerte an geschätzte Nischenpublikum bringt.

Jetzt also in dieser immer noch gewöhnungsbedürftige Rekonstruktion des Stadtschlosses, das man ja nicht als allzu nischigen Ort abgespeichert hat. Aber natürlich trotzdem oder gerade deshalb für sich besetzen sollte.

Den Auftakt in dieser Woche macht die haitianisch-kanadische Singer-Songwriterin Dominique Fils-Aimé, mit eher ruhigen, immersiven Klängen: beeinflusst ist sie von Billie Holiday, Nina Simone. Am Freitag bringt dann die Tunesierin Emel Mathlouthi mit ihrer Hip-Hop-Pop-Melange deutlich mehr Wumms auf die Bühne.

Und am Samstag steht mit Abeneko & The Positive Mind eine fünfköpfige Band aus Daressalam in Tansania auf der Bühne – was der Auftakt zu einer intensiveren Zusammenarbeit mit dem Festival Sauti za Busara werden soll, das immer im Februar in Sansibar stattfindet (25.-27.7., 19-24 Uhr, Hauptact jeweils 20.30 Uhr, freier Eintritt)

Wer es eher meditativ will: Eine Gelegenheit zur Kontemplation gibt es am Samstag in der Hošek Contemporary, einer auf einem Lastkahn befindlichen Galerie an der Fischerinsel, beim Auftritt des Ensemble in Limbo.

Das wurde von dem ungarischen Elektronikkünstler und Soundesigner Márk Bartha gegründet und arbeitet bei dieses Anlass mit dem Berliner Chor The Gray Voice Ensemble zusammen, wobei durchaus auch improvisiert wird. Im Mittelpunkt steht die menschliche Stimme – und was sie mit den Hö­re­r:in­nen macht. (27.7, 19.30 Uhr, 10 Euro an der Abendkasse, weitere Infos gibt es auch hier).

Zum Wochenausklang gibt es es dann noch zwei Konzerte, die zwar recht unterschiedlich daherkommen, aber beide irgendwie an bessere Zeiten erinnern, in denen man als Mu­sik­freun­d:in noch im Glauben leben durfte, dass die Welt mit den Mitteln von Pop besser oder schlauer wird.

Zum einen ist das die Hiphop-Band Arrested Development, die vor mittlerweile mehr als 30 Jahren mit ihrem Gegenmodell zum Gangsta Rap groß rauskamen – und sich bald auch schon trennten, um dann im Jahr 2000 erneut zusammenzufinden. Seither machen sie recht beharrlich ihr Ding, wozu auch gehört, dass ihre Konzerten eine ziemlich glücklichmachende Stimmung verbreiten – die sie wohl auch ins Lido bringen (1.8., 20 Uhr, Tickets im VVK 40,20 Euro).

Zum anderen ist das diskursaffine, dabei aber doch mit reichlich Popppeal durch ihre Soundmetaphorsen mäanderde Avantgarde-Band F.S.K., die tatsächlich nach 44 Jahren Bandgeschichte immer noch in gleicher Besetzung unterwegs sind – und letztes Jahr mit „Topsy-Turvy“ sogar ein Album herausbrachte.

Am Freitag spielen sie zum Auftakt des kleinen Clubfestivals Blank Holidays – Alles Tutti Blanci, im://about blank (das nicht weniger als einen „spontanen Kurzurlaub in unserem autonomen Erlebnis-Resort“ verspricht) zusammen mit dem ähnlich schwer kategorisierbaren Duo Shari Vari, hinter denen sich Helena Ratka and Sophia Kennedy verbergen (2.8., 19 Uhr, Tickets für 22 Euro gibt es hier).

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