+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Explosion in Tel Aviv

Am frühen Freitagmorgen hat eine Drohne das Zentrum Tel Avivs getroffen, ein Mensch starb. Warnung vor Polio im Trinkwasser in Gaza.

Ein zerspittertes Fenster in Tel Aviv

Ein zerspittertes Fenster, das beim Drohnenangriff auf Tel Aviv zerstört wurde Foto: Ricardo Moraes/reuters

Hamas: Poliovirus in Abwasser

In Abwasserproben im Gazastreifen sollen Spuren des Poliovirus nachgewiesen worden sein. Die Auswertung der Proben sei mit dem UN-Kinderhilfswerk Unicef koordiniert worden, teilte das von der militant-islamistischen Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium des Küstengebiets am Donnerstag mit. Es warnte vor einer „Gesundheitskatastrophe“, da sich das Virus über das Abwasser in Zeltlagern für durch den Gaza-Krieg vertriebene Familien ausbreite.

Hunderttausende Palästinenser haben in überfüllten und unhygienischen Gebieten im südlichen und zentralen Gazastreifen Zuflucht gesucht, die von Ärzten als Brutstätten für Krankheiten bezeichnet werden – vor allem, wenn die Temperaturen im Sommer in die Höhe schnellen. Die Entdeckung von Spuren des Poliovirus bringe Tausende in Gefahr, an Polio zu erkranken, erklärte das Hamas-Ministerium. Es forderte ein Ende des Krieges, die Lieferung von sauberem Wasser und die Instandsetzung des Abwassersystems in Gebieten, in denen Binnenflüchtlinge Zuflucht gesucht haben.

Ärzte befürchten außerdem, dass ein Cholera-Ausbruch ohne dramatische Veränderungen der Lebensbedingungen im Gazastreifen immer wahrscheinlicher wird. (ap)

Drohne wegen menschlichen Fehlers nicht abgefangen

Die auf Tel Aviv abgefeuerte Drohne wurde nach Angaben des israelischen Militärs wegen menschlichen Versagens nicht von der Flugabwehr abgefangen. Darauf deuteten erste Untersuchungen hin. „Wir sprechen von einem großen unbemannten Luftfahrzeug (UAV), das große Entfernungen zurücklegen kann“, sagt der Militärsprecher vor der Presse. Woher sie stamme, werde noch ermittelt. „Wir schließen derzeit keine Möglichkeiten aus.“ (rtr)

Details zur Rekrutierung Ultraorthodoxer

Das israelische Militär hat Details zur Einberufung ultraorthodoxer Juden in die Armee genannt. 1.000 ultraorthodoxe Männer erhielten in der kommenden Woche ihre Einberufungsbefehle, 3.000 sollten bis zum Ende des Jahres rekrutiert werden, hieß es. Die Hälfte der Männer, deren Einberufungsbefehle am Sonntag verschickt werden sollten, sei zwischen 18 und 20 Jahren alt, der Rest zwischen 20 und 26 Jahren, teilte das Militär mit. Es werde erwartet, dass die Einberufungen im kommenden Jahr im selben Tempo abliefen. Die Aufgaben für die jungen Männer würden auf die Bedürfnisse ultraorthodoxer Israelis zugeschnitten, hieß es.

Der Militärdienst ist für die meisten Männer und Frauen in Israel eigentlich Pflicht. Politisch einflussreiche ultraorthodoxe Parteien hatten jedoch lange Zeit erfolgreich darauf gedrungen, dass ihre Anhänger vom Wehrdienst ausgenommen werden und sich stattdessen religiösen Studien widmen konnten. Für säkulare Juden war dies schon seit Jahrzehnten ein Ärgernis.

Seit Beginn des Gaza-Krieges, für den Zehntausende Israelis eingezogen wurden, hat sich der Unmut noch einmal verstärkt. Vor diesem Hintergrund entschied das Oberste Gericht vor kurzem, dass das bisherige System, das Ausnahmen für Ultraorthodoxe vorsah, eine Benachteiligung darstelle. Daher müssen die Streitkräfte künftig auch Angehörige dieser Personengruppe zum Militärdienst einziehen. (ap)

Huthi: Haben Tel Aviv mit Drohne angegriffen

Die jemenitische Huthi-Miliz erklärt, sie habe die israelische Stadt Tel Aviv mit einer Drohne angegriffen. Sie würden auch weiterhin Ziele in Israel attackieren, weil sie solidarisch mit den Palästinensern im Gazastreifen seien. Die Huthi-Miliz gehört wie auch die libanesische Hisbollah-Miliz zur vom Iran geführten sogenannten Achse des Widerstandes und ist mit der radikalen Palästinenserorganisation Hamas verbündet. Die Huthi greifen immer wieder Schiffe im Roten Meer an, die sie in Zusammenhang mit Israel bringen, und haben wiederholt Drohnen und Raketen auf israelisches Territorium abgefeuert. (rtr)

Mutmaßlicher Luftangriff trifft Tel Aviv

Eine schwere Explosion hat am frühen Freitagmorgen die israelische Küstenmetropole Tel Aviv erschüttert. Mindestens zehn Menschen wurden nach Angaben von Ersthelfern verletzt, ein 50-jähriger Mann kam demnach ums Leben. Schrapnelle regneten herab. Das israelische Militär erklärte, es prüfe den Vorfall, der auf Grundlage erster Untersuchungen auf „ein Luftziel“ zurückgeführt wurde. Es war zunächst unklar, wie der Angriff die israelische Luftverteidigung durchdringen konnte oder wie Israel darauf reagieren wird.

Die jemenitische Huthi-Miliz, die mit der militant-islamistischen Hamas sympathisiert, hat seit Ausbruch des Gaza-Kriegs immer wieder Drohnen und Raketen in Richtung Israels abgefeuert. Bis Freitag wurden jedoch alle entweder von Israel oder westlichen Verbündeten des Landes abgefangen, die Militär in der Region stationiert haben. Israel hat die Huthi bislang nicht angegriffen und stattdessen seinen Verbündeten die Initiative überlassen, während es sich auf den Krieg im Gazastreifen und die Gefechte mit der libanesischen Hisbollah konzentriert. (ap)

Israel meldet Tod von Hisbollah-Kommandeur

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben einen weiteren hochrangigen Kommandeur der schiitisch-islamischen Hisbollah-Miliz getötet. Der Kommandeur einer Eliteeinheit der Hisbollah sei mit weiteren Kämpfern bei israelischen Angriffen auf zwei Grenzdörfer im Südlibanon getötet worden. Laut Aussagen des Direktors des naheliegenden Tebnine-Krankenhauses, Mohammed Hamadi, wurden 18 Verwundete in das Krankenhaus eingeliefert. (rtr)

Amnesty: Israel hat palästinensische Häftlinge gefoltert

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat Israel Folter und massenhafte Isolationshaft von palästinensischen Gefangenen vorgeworfen. In Interviews hätten 27 ehemalige palästinensische Häftlinge berichtet, dass sie ohne konkrete Anschuldigungen, einen Prozess und auch ohne Zugang zu einem Anwalt oder Kommunikation mit ihren Familien bis zu viereinhalb Monate festgehalten worden seien, teilte Amnesty am Donnerstag mit. Alle hätten Misshandlungen und Folter geschildert.

Israel beruft sich auf ein Gesetz, das die Inhaftierung sogenannter ungesetzlicher Kombattanten auch ohne Anklage erlaubt. Mit dem Stichtag 1. Juli 2024 hätten 1402 Palästinenser auf Grundlage dieses Gesetzes im Gefängnis gesessen, berichtete Amnesty unter Berufung auf Zahlen der israelischen Menschenrechtsorganisation Hamoked. Dieser zufolge ist das die höchste Zahl seit Beginn des Gazakrieges im vergangenen Oktober.

Amnesty erklärte, das Gesetz erlaube es Israels Militär, jeden und jede aus dem Gazastreifen, die verdächtigt wird, an Feindseligkeiten beteiligt zu sein oder eine Bedrohung für die Sicherheit darzustellen, „für unbegrenzt verlängerbare Zeiträume zu inhaftieren, ohne Beweise zur Untermauerung der Behauptungen vorlegen zu müssen“.

Einer der Befragten, der 57-jährige Kinderarzt Said Maaruf, sagte laut Amnesty, ihm seien während seiner gesamten 45-tägigen Haft am Militärstützpunkt Sde Teiman die Augen verbunden und die Hände mit Handschellen gefesselt gewesen. Man habe ihn hungern lassen, immer wieder geschlagen und gezwungen, für lange Zeiträume auf den Knien zu sitzen. Eine Frau, die anonym bleiben wollte, sagte gegenüber Amnesty, sie sei gezwungen worden, ihren Schleier abzunehmen und sich ohne Gesichtsbedeckung fotografieren zu lassen, und habe eine Scheinhinrichtung ihres Mannes mitansehen müssen.

Amnesty forderte Israel auf, allen Gefangenen grundlegende Rechte zuzugestehen wie etwa Zugang zu Anwälten und Hilfsorganisationen. Das israelische Gesetz garantiere solchen Schutz in keiner Weise, sagte AI-Generalsekretärin Agnès Callamard. „Es ermöglicht ungezügelte Folter und institutionalisiert unter Umständen das gewaltsame Verschwindenlassen.“

Israel behauptet immer wieder, dass palästinensische Häftlinge im Einklang mit dem Gesetz im Gefängnis seien und ihnen Grundrechte gewährt würden. Foltervorwürfe weist es kategorisch zurück. Zu den konkreten neuen Vorwürfen gab es zunächst keinen Kommentar. (ap)

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