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Deutscher Fahnenträger in ParisMann mit enormem Ballgefühl

Basketballer Dennis Schröder trägt bei der Olympia-Eröffnung die deutsche Fahne – als erster Schwarzer und Muslim. „Ein starkes Zeichen“, sagt er.

Für einen Basketballspieler gar nicht mal so groß: Dennis Schröder hat in Paris einiges vor Foto: imago

Berlin taz | Anerkennung ist für Dennis Schröder sehr wichtig. Und so machte er gleich nach der Entscheidung deutlich, wie viel es ihm bedeutet, zum Fahnenträger für das deutsche Team bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris gekürt worden zu sein: „Das ist die höchste Wertschätzung, die ein Sportler bekommen kann.“

Schröder hatte sich in einer zweiteiligen Wahl durchgesetzt. Im Internet durfte jeder abstimmen, auch die Ath­le­t:in­nen des Olympia-Teams gaben ein Votum ab. Bei beiden Abstimmungen lag Schröder bei den Männern vor dem Tennisspieler Alexander Zverev und dem Sportschützen Christian Reitz.

Es ist eine Anerkennung, die Schröder sich mit Spitzenleistungen in Basketballhallen in den USA und weltweit über Jahre hart erarbeitet hat und die zugleich weit über den Sport hinaus weist. „Bei all dem Fremdenhass und den offen rassistischen Parolen im Internet und auf der Straße: Da ist es ein starkes Zeichen, dass jemand wie ich die deutsche Fahne tragen darf“, sagte er dem Spiegel.

Schröder ist der erste Schwarze und Muslim, der eine deutsche Mannschaft bei Olympischen Spielen anführt. Geboren wurde er 1993 in Braunschweig als Sohn einer gambischen Mutter und eines deutschen Vaters. Schon im Kindergarten machte er Rassismuserfahrungen, erzählte er 2019 in einem Interview.

Ersten Schritt in die USA

Mit elf Jahren wurde er auf einem Freiplatz von einem Basketballtrainer entdeckt. In der Jugend legte er sich aber oft mit Trainern an, flog aus Auswahlmannschaften. Als Schröder 16 Jahre alt war, starb sein Vater – der Wendepunkt in seinem Leben. Er hatte seinem Vater versprochen, es in die US-Profiliga NBA zu schaffen, im Basketball das Maß aller Dinge. Dort sind die Hallen größer, ebenso die Gehälter. Die besten Spieler verdienen Millionengagen, die selbst hochbezahlte Profifußballer vor Neid erblassen lassen.

2013 wagte Schröder den Schritt in die USA. Er wurde von den Atlanta Hawks verpflichtet, spielte später für die Los Angeles Lakers, die Boston Celtics, zurzeit für die Brookly Nets.

Mit 1,88 Meter ist Schröder einer der kleinen Spieler, aber mit einer unglaublichen Schnelligkeit und einem außergewöhnlichen Ballgefühl. Er macht viele Punkte und ordnet als Aufbau zugleich das Spiel. Seine größten Erfolge feierte er mit der deutschen Nationalmannschaft, die er als Kapitän 2023 sensationell zum Weltmeistertitel führte. Jetzt soll eine olympische Medaille dazukommen.

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8 Kommentare

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  • Und vielleicht lässt mensch ihn auch wieder aus den Schubladen heraus, irgendwann.

  • Schwarz-Rot-GOLD für Schröder.

  • Ich verfolge olympische Spiele nun seit 1980 (in dem Jahr spärlich, da wegen des Boykotts wenig Berichte). Nach meiner Erinnerung war der Fahnenträger / die Fahnenträgerin i.d.R. ein Sportler bzw. eine Sportlerin der/die sich durch mehrfache Teilnahmen und/oder Medaillen als Olympionike/Olympionikin verdient gemacht hat. M.E. das richtige Kriterium. Die "Wahl" ist selbst an mir als vielseitig Sportinteressierten vorbei gegangen. Das Vehikel der "Wahl" überzeugt mich hier nicht wirklich, insbesondere nach einer sehr engen Vorauswahl.

    • @Michas World:

      Zum Einen ist ein Weltmeistertitel m.E. höher einzuordnen, als etwa 'nur' mehrere Teilnahmen an Olympischen Spielen. Zum anderen lese ich zwischen Ihren Zeilen schon heraus, dass man einen 'Schwarzen' als deutschen Fahnenträger nicht gern sieht. Und wenn Schröder aufgrund seiner Hautfarbe dafür auserkoren wurde, so what, es wäre auch ok und als ein Zeichen gegen Rassismus zu sehen. Obs Ihnen gefällt oder nicht.

      • @Klaus Waldhans:

        Die Zeiten ändern sich nun mal.



        Das betrifft auch die Auswahlkriterien.

        Ich persönlich finde die Wahl von



        D ( wie in „Deutschland” ) Schröder gut.

        Sie glauben gar nicht, wie oft man im Ausland “ oh, but you don’t look German” gehört bekommt, nur weil man ein Elternteil mit nicht-kaukasischen Wurzeln hat.

        So sieht halt die ganze Welt, dass sich unsere Gesellschaftsstruktur gewandelt hat.

      • @Klaus Waldhans:

        Es ist spannend, was sie meinen aus einer rein sachlichen Darstellung herauslesen zu können. Aber das ist offenbar ein linkws Problem, sobals man meint, in irgend etwas -ismus interpretoeren zu können, springen die Reflexe ein. Und, nein, es geht eben nicht um eine Weltmeisterschaft in einer einzelnen Sportart, sondern um Olympia. Vielleicht noch einmal kurz mit Olympia befassen.

    • @Michas World:

      Elder sportsman/woman ist eine Möglichkeit, oder man hebt hervor, dass auch Eigenschaft X, Y oder Z einen nicht von der Teilnahme ausschließt. Geht beides, finde ich. Ich hätte es aber bei alledem etwas niedriger aufgehangen.

  • Wäre besser gewesen, es wäre ein Einzelsportler geworden .