13 Jahre nach der „Lolita-Affäre“: von Boetticher will Comeback

Christian von Boetticher beendete 2011 nach einer Affäre mit einer 16-Jährigen seine Karriere in der CDU. Nun kandidiert er für den Bundestag.

Christian von Boetticher steht bei der Vertreterversammlung der CDU Schleswig-Holstein hinter einem Rednerpult und gestikuliert.

Will in den Bundestag: Christian von Boetticher, hier bei der Vertreterversammlung der CDU Schleswig-Holstein im Oktober 2023 Foto: dpa | Axel Heimken

RENDSBURG taz | „Es war schlichtweg Liebe“ – mit diesem Satz wurde Christian von Boetticher bundesweit bekannt. Schluchzend gab der CDU-Politiker im August 2011 seine Affäre mit einer 16-Jährigen und seinen Rückzug als Spitzenkandidat für das Amt des Ministerpräsidenten in Schleswig-Holstein bekannt. Nun drängt es den 53-jährigen Juristen wieder in die Politik. Nachdem er es nicht ins EU-Parlament geschafft hat, kündigt er seine Kandidatur für den Bundestag an.

Der gebürtige Hannoveraner wuchs in Pinneberg auf, trat mit 15 Jahren in die Schülerunion ein und ging nach dem Abitur zur Luftwaffe. Er studierte Jura und promovierte 2001 über „Parlamentsverwaltung und parlamentarische Kontrolle“. 1999, mit 28 Jahren, zog der hochgewachsene Christdemokrat ins EU-Parlament ein. 2005 holte der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Peter Harry Carstensen, den damals 34-jährigen Boetticher nach Kiel, wo er Landwirtschafts- und Umweltminister in der schwarz-roten Koalition wurde. In diesem Amt machte er viele Beschlüsse grüner Umweltminister rückgängig, unter anderem beim Jagdrecht.

2009 brach die Koalition nach einer von Carstensen provozierten Vertrauensfrage. Bei den folgenden Neuwahlen gewann Boetticher ein Direktmandat und wurde im neuen Landtag zum CDU-Fraktionsvorsitzenden gewählt.

Peter Harry Carstensen machte den stets etwas distanziert wirkenden Boetticher zu seinem Kronprinzen, und die Landespartei sorgte mit einer Ämterfülle dafür, dass er diese Rolle ausfüllen konnte. So wurde er in den Landesvorstand des CDU-Wirtschaftsrates berufen und zum Landesvorsitzenden gewählt. Im Sommer 2011 stand er auch als Spitzenkandidat für die anstehende Landtagswahl fest.

Der Alte Herr der schlagenden Studentenverbindung Slesvico-Holsatia blieb blass, nach außen und in der CDU

Doch der Ehrenritter im Johanniter-Orden und Alte Herr der schlagenden Studentenverbindung Slesvico-Holsatia blieb blass, nach außen und in der eigenen Partei. Übel genommen haben dürften ihm viele Mitglieder, dass er ein Treffen der CDU-Kreisverbandsvorsitzenden aus Termingründen absagte. Dummerweise postete er am selben Abend ein Foto von seinem ruhigen Abend auf der Terrasse.

So mag es dem einen oder anderen in der Partei, deren Landesgeschäftsführer damals Daniel Günther hieß, nicht unrecht gewesen sein, dass die Beziehung zu einer 16-jährigen Schülerin aufflog. Das Verhältnis war rechtlich legal und bereits beendet. Dennoch trat Boetticher zurück – in einer dramatischen Pressekonferenz, in der ihm die ehemalige Kieler Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz ein Taschentuch reichte.

Mehrere Jahre arbeitete Boetticher in der Wirtschaft. Seit 2023 zieht es ihn in die Politik zurück. Der Versuch, die Landesliste für die Europawahl anzuführen, scheiterte, auch am heutigen Ministerpräsidenten Günther, der sich beim Parteitag gegen ihn aussprach. Nun strebt Boetticher einen Sitz im Bundestag an, wie mehrere Medien berichteten. Er tritt im Wahlkreis Pinneberg an, der bei Bundestagswahlen als geheimes Orakel gilt: Die Partei, die in Pinneberg gewinne, stelle auch den nächsten Kanzler, heißt es in der Landespolitik.

Boettichers Faible für viel jüngere Partnerinnen ist übrigens geblieben: Seine heutige Frau Sandra ist 23, der Altersunterschied beträgt also 30 Jahre. Es ist wahrscheinlich schlichtweg Liebe.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.