Norddeutsche Beachvolleyballer überzeugen bei südländischen Temperaturen: Kjell Schneider hält den Ball flach
Die beiden „Enthusiasten“, wie sie im Begleitheft zum Hamburger Mastersturnier genannt werden, sind guter Laune. Kjell Schneider, deutscher Vizemeister aus Kiel, und sein Partner Julius Brink (Leverkusen) stehen auf Nebenplatz eins und spielen sich warm. Die Sonne scheint ihnen auf die braun gebrannten Körper, sie schmettern, blocken, hechten. Nebenan kämpfen die Frauen um Punkte, ihre Anfeuerungsrufe klingen bisweilen etwas lächerlich. Jedenfalls in den Ohren von Julius Brink, der sich abfällig über das Gekreische amüsiert. Dennoch präsentieren sich Brink/Schneider im folgenden Halbfinale gegen Klemperer/Koreng von der ersten Angabe an hoch konzentriert und erreichen das Finale.
45 Minuten und zwei gewonnene Sätze später sitzt Kjell Schneider entspannt unter einem Sonnenschirm und plaudert über seine größte Leidenschaft: Beachvolleyball. Über seinen Teampartner Julius („Auf ihn trifft ‚Enthusiast‘ voll und ganz zu, ich bin eher der ruhige Pol“), über das Turnier in der Hamburger Hafencity und seine Erwartungen an die Beachvolleyball-Saison 2005.
In die seien sie nach anfänglichen Problemen nun gut gestartet, meint Schneider, der seit 2002 mit Julius Brink auf der ganzen Welt um Punkte kämpft. In dieser Zeit haben sie sich zu einem der besten deutschen Teams entwickelt. „Das Halbfinale bei einem Masters ist fast schon Pflicht“, sagt der 28-Jährige, „die internationalen Turniere der World-Tour haben allerdings klare Priorität.“ Auch in diesem Jahr, das für seinen Sport ein entscheidendes werden könnte.
Der Privatsender RTL hat Übertragungen von allen Mastersturnieren zugesagt, in wenigen Wochen (21. - 26. Juni) findet die Weltmeisterschaft in Berlin statt. Das Hamburger Turnier ist der erste Test für die ausführliche Berichterstattung und auch Kjell Schneider zeigt sich beeindruckt: „Es kommt schon vor, dass man mal denkt ‚Mensch, jetzt präsentier dich bloß gut!‘, obwohl genau dies nicht passieren darf.“
Zumindest in Hamburg sind diese Sorgen unbegründet geblieben, trotz der 21:23, 17:21-Niederlage im Finale gegen Markus Dieckmann/Jonas Reckermann.
Doch Schneider ist nicht der einzige Kieler, der sich gut präsentiert hat. David Klemperer belegte mit Partner Eric Koreng (Leipzig) Platz drei, Niklas Rademacher (mit Thomas Kröger, Melle) wurde Fünfter.
Auch in der Frauen-Konkurrenz machten die Vertreterinnen aus dem Norden auf sich aufmerksam. Im Finale trafen die Hamburgerinnen Stephanie Pohl und Okka Rau (die beide in Kiel wohnen) überraschenderweise auf eine weitere Kielerin: Geeske Banck (mit Partnerin Mireya Kaup) war allerdings chancenlos und verlor 12:21, 15:21.
Für Furore will in den nächsten Jahren ein Team sorgen, dass im Begleitheft als „Future Gang“ bezeichnet wird: Sara Goller aus – natürlich – Kiel und Laura Ludwig (Leverkusen). In Hamburg ist das jüngste der deutschen Nationalteams zwar früh gescheitert, dennoch gelten sie als große Hoffnung für die Olympischen Spiele 2008 in Athen.
Die WM in Berlin kommt für die beiden wahrscheinlich noch zu früh, nicht aber für Kjell Schneider und Julius Brink. Neben den internationalen Topteams, denen Brink/Schneider bereits auf der World-Tour begegnet sind, werden dann auch die amerikanischen Profis dabei sein, die ihre nationalen Turniere der World-Tour bislang vorgezogen haben. „Das wird sportlich das Ereignis schlechthin“, meint Schneider, der seinem Motto „Ball flach halten“ treu bleibt: „Ein einstelliger Platz wäre dort schon ein gutes Ergebnis.“ Hendrik Ternieden
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