Deutschlandfahne und Patriotismus: Der Hund unter den Fanartikeln
„Der will nur spielen“, sagen Hundemenschen oft. Wer die Tiere nicht mag, versteht diese Aussage als Ignoranz. So ist es auch bei Flaggen-Patriotismus.
![Ein kleiner Hund liegt auf dem Rasen vor einer Vuvuzela in Schwarz-Rot-Gold Ein kleiner Hund liegt auf dem Rasen vor einer Vuvuzela in Schwarz-Rot-Gold](/picture/7101727/624/35558000-1.jpeg)
Auf den Hund gekommen mit Vuvuzela in Schwarz-Rot-Gold Foto: Martin Dziadek/imago
Es gibt diese Begegnung immer wieder. Ja, sie gehört quasi zum nationalen Alltag der Bundesrepublik. Da spaziert ein Mensch mit Hund durch den Park oder über die Straße, das Tier ist an der Leine oder auch nicht. Dann kommt ein anderer Mensch, alleine, jung oder alt, manchmal mit Kindern an der Hand und zuckt ein wenig. Geht zur Seite. Zum Selbstschutz.
Sofort sagt der Mensch mit dem Hund immer diesen einen Satz: „Keine Angst, der will nur spielen.“ Er ist freundlich gemeint. Sicherheitsspendend. Und doch kann und wird er von der anderen Seite nur auf eine Art gelesen: als Ausdruck kompletter Ignoranz. Weil sich Hundebesitzer:innen offenbar einfach nicht vorstellen können oder wollen, dass Nichthundebesitzer Hunde nicht mögen. Einfach so. Oder weil sie schlechte Erfahrungen mit ihnen machen mussten. Denn Hunde beißen, egal ob sie bellen oder nicht. Nicht immer. Aber immer wieder.
Was das mit Fußball zu tun hat? Mehr als man denkt. Denn die während der Europameisterschaft vielfach gehisste Deutschlandflagge ist nichts anderes als der Hund unter den Fanartikeln. Wer sie trägt, versteht sie gern als Zeichen der Sympathie, zumindest für das Team, das deutsche. Es geht doch nur um die Spiele. Und Schwarz-Rot-Gold steht für Demokratie, Republik und den Weg einer diversen Mannschaft ins Finale.
Klar. Für einige ist das so. Aber was Fahnenträger:innen offenbar nie verstehen werden: Dass Nichtfahnenbesitzer Fahnen nicht mögen. Einfach so. Oder weil sie schlechte Erfahrungen mit ihnen machen mussten. Fahnen grenzen aus, egal ob sie fußballerisch gedacht sind oder rechtsextrem. Nicht immer. Aber immer wieder. Sie sind somit ein Übergriff auf die Freiheit des Anderen. Wie ein laut kläffender Hund. Für viele schlichtweg unangenehm, aus leider gutem Grund.
Leser*innenkommentare
warum_denkt_keiner_nach?
"Dass Nichtfahnenbesitzer Fahnen nicht mögen."
Ich besitze keine und will auch keine. Trotzdem heißt dass nicht, dass ich die Fahnen grundsätzlich nicht mag. Kommt immer darauf an, wer sie warum wehen lässt.
PS: Ist so und so eine Scheindiskussion. Fahnen sind doch viel spärlicher zu sehen, als von einigen erhofft.
Carsten S.
Neulich hat mich so eine Flagge angeweht. Zum Glück hat sie nicht auch noch gesabbert. Unangenehm wars trotzdem. :|
Nonkonform
Fußball verbindet Menschen. Gesellschaftliche Spaltung ist im Stadion vergessen.
Bitte Patriotismus nicht mit Nationalismus gleichsetzen.
Geschwenkte Deutschlandfahnen muss man nicht mögen. sie sind aber auch nicht das Symbol neurechten oder gar nationalistischen Auffassung.
Ruediger
Manche Leute fühlen sich von Deutschlandfahnen provoziert. Andere von Regenbogenfahnen. Manche mögen es nicht, wenn Männer in meinem Alter kurze Hosen tragen. Oder man bei Jugendlichen die halbe Unterhose sieht. Manche mögen es nicht wenn man im Park Musik hört. Alles ein "Übergriff auf die Freiheit der Anderen". Aber alles auch selbstverständlich ein Stück freier, bunter, vielfältiger Gesellschaft. Das Stichwort heißt Toleranz, liebe Spießer!