taz Panter Preis Thüringen: Licht dahin, wo es dunkel ist

Der erste Panter Preis 2024 geht an das Thüringer Netzwerk Polylux. Auch die weiteren Nominierten unterstützen Initiativen gegen rechts auf dem Land.

Gewinnerinnen: Fatma und Susanne vom Netzwerk Polylux Foto: Kyaw Soe

Auf der Panter-Preis-Bühne platzierten sich am Sonntagabend, zum großen Finale des Panter Forums in Erfurt, nicht nur die Nominierten: nein, auch ein Tageslichtprojektor des VEB Polylux war dort vertreten. Das Netzwerk Polylux, benannt nach eben jenem Projektor, ist der Gewinner des diesjährigen Panter Preises. Das Netzwerk unterstützt Initiativen gegen rechts im ländlichen Raum finanziell.

Statt, wie in den Jahren zuvor, jeweils nur einen Jury- und einen Le­se­r*in­nen­preis zu verleihen, teilt sich der Panter Preis in diesem Jahr auf drei ostdeutsche Bundesländer auf. Die Le­se­r*in­nen entscheiden, wer jeweils einen der drei Preise erhält. Vor den Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg im Herbst veranstaltet die taz in Erfurt, Chemnitz und Cottbus eintägige Diskussionsveranstaltungen – die jeweils mit der Preisverleihung des Panter Preises enden. In Erfurt waren neben Polylux das überparteiliche Bündnis „#Nordhausen zusammen“ und das Kulturhaus Häselburg in Gera nominiert. Insgesamt wurden für die drei Preise, die unter dem Motto „Demokratie mit Biss“ stehen, über 7.300 Stimmen von Le­se­r*in­nen abgegeben.

„Der Polylux wirft Licht dahin, wo es dunkel ist, ähnlich funktioniert auch unser Netzwerk“, sagt eine der beiden Gründerinnen Susanne, die ihren Nachnamen nicht in der Zeitung lesen möchte. Die Spenden von über 1.000 Fördermitgliedern geben sie zweckungebunden weiter. Das heißt, sie kontrollieren nicht, wofür das feministische Kollektiv in Görlitz oder das Jugendhaus in Roßwein das Geld ausgibt.

„Wir haben im Netzwerk Ostbackground, sind aber zu Teilen weggezogen in die Großstädte. Und trotzdem wollten wir die Leute vor Ort weiter unterstützen“, sagt Mitgründerin Fatma, auch sie will ihren Nachnamen nicht öffentlich nennen. Daher gründeten sie einen Verein, der unkompliziert im ländlichen Raum antifaschistische Initiativen unterstützt, die keine Zeit haben, lange Förderanträge für konkrete Projekte zu schreiben.

Wenig Zeit hatte auch das Bündnis „Nordhausen zusammen“. Zwei Wochen blieben ihnen, um im September 2023 die Bür­ge­r*in­nen ihrer Kleinstadt gegen die Stichwahl eines AfD-Oberbürgermeisters zu mobilisieren. Sie waren erfolgreich: „Wir hatten ein Urvertrauen in die Stadtgesellschaft, dass wir gemeinsam die Wahl von Jörg Prophet verhindern können“, erzählt Mitinitiator Alexander Scharf. Für die Bür­ge­r*in­nen sei es wichtig gewesen zu sehen, dass sie mit ihren Ängsten nicht allein sind.

Auch das Kulturhaus Häselburg in Gera schafft Räume für eine Vernetzung gegen Rechts. Seien es politische Ausstellungen oder Schreibwerkstätte, das Haus bietet Gruppen, die sonst keine finanziellen Mittel haben, die Möglichkeit, sich zu treffen.

Sowohl der Geschäftsführer der Häselburg, Philipp Venghaus, als auch die Grün­de­r*in­nen von Polylux betonen, wie wichtig es sei, unabhängig von staatlichen Fördermitteln zu sein. „Wir wollen explizit politische Projekte fördern, weshalb wir kein gemeinnütziger Verein sind“, sagt auch Fatma. In mehreren Bundesländern gehen AfD-Abgeordnete offenbar gezielt gegen gemeinnützige Vereine vor, um ihnen diesen Status der Gemeinnützigkeit abzuerkennen. Daher freue sie sich sehr, mit ihrem Netzwerk Polylux weiterhin kleine Initiativen zu unterstützen.

Die taz Panter Foren sind ein Kooperationsprojekt der taz-Redaktion und der taz Panter Stiftung.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.