Schweizer Spieler Xherdan Shaqiri: Warum er immer noch trifft
Beim Auftaktspiel saß er auf der Bank. Gegen Schottland rettete Xherdan Shaqiri dann mit einem Traumtor einen Punkt für die Schweiz.
Ob das der Anfang vom Ende des Schweizer Nationalspielers Xherdan Shaqiri gewesen sei? Das wollte ein Schweizer Journalist noch vor wenigen Tagen wissen, weil es bei der ersten Partie nicht einmal zu einer Einwechslung für den 32-jährigen Stürmer gereicht hatte. „Das würde ich nicht sagen“, erklärte Trainer Murat Yakin, um ihn dann gleich in der Folgepartie in die Startaufstellung zu befördern und sich nach dessen Traumtor den Fragen zu diesem famosen Moment dieses nicht minder famosen Shaqiri zu stellen.
Ein Minifenster der Entscheidungsfindung hatte sich für den kleinen Stürmer mit den stämmigen Beinen in der 26. Minute nach einem überraschenden schottischen Fehlpass geöffnet und er zirkelte, ohne zu zögern, den Ball aus etwa 18 Metern mit Effet traumhaft in den Torwinkel. Er selbst beschrieb die Situation so: „Der Ball war so langsam auf dem Weg zu mir, dass ich dachte, ich muss probieren, ihn gleich mit dem ersten Kontakt zu nehmen.“
Es war ein typisches Shaqiri-Tor. Sein besonderer Abschlussdrang selbst in vermeintlich aussichtslosen Situationen hat ihm einige spektakuläre Treffer beschert. Unvergessen ist sein Fallrückzieher an der Strafraumkante bei der EM 2016 gegen Polen. All diese hübschen Abschlüsse haben im Gedächtnis des Schweizers Ehrenplätze erhalten. Am Mittwochabend sagte er: „Ich habe viele schöne Tore geschossen. Ich weiß nicht, ob das nun das schönste war.“ Seine Gabe, in wichtigen Momenten zu treffen, macht ihn für Yakin so wertvoll, auch wenn er bei der Arbeit gegen den Ball nicht zu den Fleißigsten zählt.
In der amerikanischen Liga, wo Shaqiri mittlerweile nach seinen prominenten Stationen beim FC Bayern München, Inter Mailand und dem FC Liverpool schon seit mehr als zwei Jahren für die Chicago Fire spielt, dürfte ihm in dieser Disziplin nicht mehr allzu viel abverlangt werden. Für mehr als 63 Minuten Einsatzzeit wie gegen Schottland wird es für Shaqiri bei dieser EM kaum reichen. Doch er braucht eben nicht viel Zeit für seine Momente. Shaqiri sagte: „Heute war wieder so ein Tag, die großen Spiele sind für mich gemacht.“ Und vielleicht war das erst der Anfang.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!