Japanisches Filmfest in Hamburg: „Eine eigenständige Filmkultur“

Das 25. Japan-Filmfest Hamburg zeigt unbekannte und neue Regiehandschriften. Das geschieht nicht nur aus Kostengründen.

Menschen betrachten ein Plakat mit dem Monster Godzilla

Bekannte Figur des japanischen Kinos, hier mal niedlich: Godzilla Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

taz: Herr Milling, ist bei der Organisation des Japan-Filmfestes Hamburg kein professionelles Team am Werk?

Marald Milling: Genau, wir sind alle ehrenamtlich tätig. Da wird keiner für das bezahlt, was er tut. Und wir haben auch ein sehr kleines Budget. Das wenige Geld geht komplett für die Saalmiete und die Filme drauf.

Dabei sind die Abspielmieten nirgends so hoch wie bei den Japanern …

Ja, das stimmt. Und deswegen können wir uns nicht mehr leisten, Filme von den großen Filmstudios wie etwa den neuen „Godzilla“ zu zeigen. Stattdessen haben wir uns darauf spezialisiert, die Filme von jungen, unabhängigen Re­gis­seu­r*in­nen und kleinen Filmstudios zu präsentieren. Wir haben Verbindungen zu mehreren japanischen Studios und bekommen so exklusiv Produktionen von Regisseur*innen, die gerade anfangen oder froh sind, dass ihre Filme überhaupt international gezeigt werden.

Erklärt das auch, dass Sie gleich mehrere Weltpremieren wie den Eröffnungsfilm „Future! Future! Future!“ im Programm haben?

Ja! Einige Filmemacher haben sich entschieden, ihre Filme bei uns zum ersten Mal der Welt zu präsentieren. Diese jungen Künst­le­r*in­nen zahlen ihre Anreise und die Unterkunft in Hamburg sogar selber. Wir haben gar kein Budget dafür, japanische Gäste einzuladen.

Marald Milling

Jahrgang 1975, ist Teil des Redaktionsteams des Hamburger Japan-Filmfestes.

In diesem Jahr liegt der Programmschwerpunkt bei Filmen aus Osaka. Aber ist nicht ­Tokio das Hollywood von Japan?

Deshalb ist es auch weithin unbekannt, dass Osaka eine ganz eigenständige Filmkultur hat. Die Hafen- und Industriemetropole ist ja Partnerstadt von Hamburg, und da bot sich dieser Fokus aufgrund unserer Geschichte und Verbundenheit zu Osaka an.

Für Japaner*innen, die in Hamburg leben, sind das ja Heimatfilme. Aber kommen auch deutsche Zuschauer*innen?

Die meiste Festivalgäste sind Deutsche und viele kennen wir schon seit Jahren. Aber es gibt auch einen Anteil von japanischen Gästen im Publikum, die es genießen, japanische Filme in der Originalfassung zu sehen. Wir zeigen alle Filme im Original mit Untertiteln.

Festival 25. Japan-Filmfest, 19. bis 23.6. im Studio-Kino, Bernstorffstr. 93 und im Metropolis, Kleine Theaterstr. 10, Hamburg. Der Auftaktfilm „Future! Future!“ wird am 19. 6., 20 Uhr im Metropolis gezeigt

Aber kosten die nicht auch Geld?

Die meisten Filme werden von den Japanern selbst in Englisch untertitelt, aber jedes Jahr haben wir zwischen drei und zehn Filme, die wir selber untertiteln. Dafür haben wir dann auch unsere freiwilligen Helfer*innen, die das umsonst machen und sich die Nächte um die Ohren schlagen, um dann oft in letzter Minute die Untertitel noch fertigzustellen.

Können die dann später auch von den Produktionsfirmen genutzt werden?

Kommerziell lohnt es sich gar nicht, diese Filme in Deutschland weiter zu verwerten. Wenn man von den Animes oder solchen Blockbustern wie „Godzilla“ absieht, findet das japanische Kino international außerhalb der Filmfestivals kaum statt. Deswegen versuchen wir ja auch seit vielen Jahren wie Don Quichotte gegen Windmühlen anzurennen, um dem japanischen Kino die Bühne zu geben, die es verdient.

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